domingo, 27 de agosto de 2017

"Die Insel der besonderen Kinder" von Ransom Riggs

Deutsche Ausgabe


Die Insel der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Label: Knaur TB
Genre: All Ages / Fantasy / Mystery
Verfügbarkeit: e-book/download, Taschenbuch, Hörbuch
ISBN: 978-3426510575
Preis: € 9,99 (e-book), € 12,99 (Taschenbuch), € 6,99 (Hörbuch)

Edición española

El hogar de Miss Peregrine para niños peculiares
Autor: Ransom Riggs
Editor: Noguer
Genero: Ficción / Misterio / Fantasía
Disponibilidad: Libro, libro electrónico, libro audio
ISBN: 978-8427900301
Precio: € 12,00 (tapa blanda)
Klappentext:

Manche Großeltern lesen ihren Enkeln Märchen vor. Was Jacob von seinem Opa hörte, war etwas ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der abenteuerlustige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben, und von Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind … Erst Jahre später, als sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt, erinnert Jacob sich wieder an die Schauergeschichten und entdeckt Hinweise darauf, dass es die Insel wirklich gibt. Er macht sich auf die Suche nach ihr und findet sich in einer Welt wieder, in der die Zeit stillsteht und er die ungewöhnlichsten Freundschaften schließt, die man sich vorstellen kann. Doch auch die Ungeheuer sind höchst real – und sie sind ihm gefolgt …

Rezension:

Ich liebe es, durch Buchhandlungen zu streifen, auf der Suche nach neuer Lektüre und gehe meist an den Mainstreams vorbei und lande meist entweder in der Jugendbuchabteilung, Mittelalterromane oder Fantasy. Da ich manchmal etwas hinterherhänge, ist mir gar nicht aufgefallen, dass das Buch, was meine Aufmerksamkeit erregte, eigentlich ein Weltbestseller ist, aber schon ein paar Jahre her ist. Aber egal. Mich faszinierte das Cover und der Klappentext in der spanischen Ausgabe, sowie die im inneren befindlichen Fotografien aus der Vergangenheit, die den Anschein erwecken, dass es sich um eine reale Geschichte handelt. Ein bisschen nahm ich an, dass es in die Richtung des Filmes "Freaks" aus dem Jahr 1932 geht oder die Staffel von "AHS American Horror Story "Freakshow". Aber weder handelt es sich um eine Dokumentation, noch um einen Wanderzirkus des letzten Jahrhunderts, die "Freaks" sammeln, um diese auszustellen, sondern es geht in dem Buch in eine ganz andere Richtung.

So muss der 16-jährige Jacob seinen im Sterben liegenden geliebten Großvater im Dickicht finden, der ihm einen letzten Auftrag gibt, den Vogel auf der Insel zu finden. Im Dickicht des Waldes, sieht Jacob ein Wesen, was aber niemand sonst sieht, auch nicht sein Freund, der sich mit auf die Suche nach dem Großvater von Jacob begeben hat. Heimgesucht von Albträumen und das Ausräumen des großväterlichen Haus, wo er Schritt für Schritt seinen Großvater aus einer anderen Perspektive kennenlernt, die Jacob aber nicht versteht und droht, verrückt zu werden, schicken die Eltern ihren Sohn Jacob zu einem Psychiater, um seine Ängste zu lösen. Eine Besserung scheint nicht wirklich in Sicht, was auch Jacob merkt und so lügt er den Therapueten und seine Eltern an, das er auf dem Weg der Besserung ist, ihm aber ein Urlaub sicherlich gut tun würde. Sein Ziel ist eine kleine Insel bei Irland, zu der sein Vater, der ein erfolgloser Autor ist und ein Buch über Vögel schreiben möchte, einwilligt und seinen Sohn begleitet.

Nach einer Flug- und Schiffsreise landen Vater und Sohn auf der eigentlich so langweiligen Insel in den irischen Gewässern, in der es mehr regnet und kalt ist. Ein Inhaber des kleinen Museums in einer ehemaligen Kirche erzählt dieser Jacob die Geschichte um die Moorleiche, in der Hoffnung, etwas von dem Waisenhaus zu erfahren, wo sein Großvater in der Kriegszeit vor den Nazis als kleiner Junge geflüchtet ist und Schutz gefunden hat. So erfährt er, dass das Haus zum Ende des Krieges ausgebomt wurde und sein Großvater der einzige Überlebende war, der dann die Insel richtung Festland verlassen hat.

Jacob findet das Haus hinter den Sümpfen, von der Welt vergessen und doch voller Erinnerungen der damaligen Bewohnern. 

Über Umwege findet er ein Hügelgrab in dem Moor, in dem ein Mädchen verschwindet. Kann dieses Mädchen ihm was zu dem Haus sagen? Ist sie gar eine Bewohnerin?
Jacob folgt dem Mädchen in das Hügelgrab und steigt auf der anderen Seite wieder aus, jedoch nicht in dieser Welt, sondern in einer ihm fremden Welt, auch wenn die Insel die gleiche ist, die Umgebung ebenso, doch das Haus ist keine verfallene Bruchbude, sondern ein schönes und gepflegtes Herrenhaus in einem parkähnlichen Gelände, in dem Kinder spielen und neugierig den neuen Ankömmling begrüßen. 

Die Hausherrin, Miss Peregrine offenbart ihm, dass sein Großvater hier in der Kriegszeit zuflucht gefunden hatte, dass die Kinder besondere Kinder sind, so kann ein Mädchen aus ihren Händen Feuer entzünden, ein Junge, in dessem Bauch Bienen leben und diese ihn beschützen, ein unischtbarer Junge, ein Mädchen leichter als Luft, ein anderes Mädchen herausragend stark, sowie ein kleines Mädchen mit einem Hintermund am Hinterkopf, sowie weitere, eher stillere Bewohner und das Miss Peregrine eine Zeitschleife gelegt hat, um die Kinder zu beschützen, doch werden die Kinder nicht älter und durchleben mehr oder weniger jeden Tag den gleichen Tag, bevor die Fliegerbombe das Haus traf.

Besondere Kinder leben aber nicht sorglos in der Zeitschleife, denn etwas Böse stellt ihnen nach, etwas Böses, was sich von den Kindern ernähren will, um selbst zu überleben und nur die Linie Jacobs ist in der Lage, dieses Böse zu sehen und zu erkennen, was Jacob unwissentlich in die Nähe des Hauses gelockt hat. Ein Wettlauf mit der Zeit, zwischen den Zeitschleifen beginnt und Jacob muss eine Entscheidung treffen, die sein Leben vollkommen verändern wird...

Und hier endet auch der Inhalt, denn Ihr sollt Euch für das Buch entscheiden und es lesen (oder anhören).

Die zweite Publikation von Ransom Riggs ist ein gelungenes All-Age-Buchreihe und eine tolle Fantasy-Mischung, Jugendbuch und Abenteuerroman. Die Figuren sind sehr gut herausgearbeitet und man lernt die Charaktere sehr gut kennen. Besonders Jacob ist sehr toll rausgearbeitet, als ein Jugendlicher, der noch nicht so genau weiß, was er im Leben will, außer seinem langweiligen Leben irgendwie zu entkommen, in der seine Familie mütterlicherseits, reiche Drogieremagnaten von Florida, der die Kette mal übernehmen soll, worauf Jacob aber keine Lust hat und schon in seinem Sommerpraktikum die Fililalleitung mit Tollpatschigkeit und absichtlichen Missverstehen nervt, aber nicht entlassen werden kann. Lediglich sein Großvater ist anfänglich der, der ihn aus der Langeweile immer wieder rausholt.

Auch die Liebe der Pubertät kommt dabei nicht zu kurz, denn zwischen Jacob und Emma beginnt eine langsame, zarte Liebe auf der Insel, die nicht gerade einfach ist, denn Emma war mit Jacobs Großvater vor der Zeit der Zeitschleife zusammen. Darf man mit der Geliebten des Großvaters, die aber nicht gealter ist, eine Liebesbeziehung beginnen? Hier greift Riggs jedoch nicht in den Teenie-Kitsch, sondern nähert sich der Romanze mit Bedacht und all den damit verbundenen Komplikationen und Schüchternheiten, zwischen der Liebe und der Zurückweisung.

Auch alle anderen Charakteren, sowohl die vor- wie auch hinter der Zeitschleife sind ebenso gut rausgearbeitet und glaubwürdig in ihrer Darstellung. Schon mit Jacobs Vater, dem erfloglosen Autor, der so gerne den großen Wurf landen möchte und doch immer wieder an seiner Sprunghaftigkeit scheitert, da möchte man glatt Mitleid haben.

Auch die Szenerie ist toll umgesetzt, das kühle, nasse Wetter, das satte grün, die von der Hauptinsel Irlands vergessene, kleine Insel, die nur Strom durch Generatoren für bestimmte Zeit zur Verfügung haben, die einfachen Bewohner, die meist durch den Fischfang leben, der schofelige Pensions- und Wirtsbesitzer in der runtergekommenen Spelunke "Priests Hole", wo man eigentlich lieber nicht absteigen möchte, man aber keine andere Wahl hat.

"Die Insel der besonderen Kinder" ist ein schöner, flüssiger Schreibstil, der sich nicht mit Nebensächlichkeiten und Nebenschauplätzen aufhält, wenn man mal von den Zeitsprüngen der Zeitschleife absieht, die aber in den Plot reingehören und auch sehr gut reinpassen, ohne das man als Leser den Überblick verliert und damit fällt es einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Man fiebert einfach mit Jacob, wie es weitergeht.

Wer also logisch aufgebaute Fantasie mag und sich in die Welt der Besonderen Kinder entführen lassen möchte, die nicht irgendwelche Superhelden sind, sondern Kinder die nur etwas haben oder können, ohne sich etwas darauf einzubilden und mit ihren Gaben nicht prahlen, sondern sich der Gefahren außerhalb der Zeitschleife bewusst sind, aber ebenso die Erfahrungen, als Kinder in der Vorkriegszeit in deren Realität von der Gesellschaft verstossen worden zu sein und sich nur sicher in der Zeitschleife zu sein, ohne die Möglichkeit, die Welt kennenzulernen, sich zu verlieben und Dinge zu erleben; wenn Jacob diesen von Internet, Computer und Handy erzählt, so schwingt auch eine gewisse Tragik und Melancholie durch das kleine Paradies, was Miss Peregrine geschaffen hat.

Wer jetzt zuerst den Film sieht oder Vergleiche anstellt, ja, die Rahmenhandlung ist selbstverständlich da und auch die Charaktere, jedoch sind diese anders aufgeteilt und mit etwas anderen Rollen besetzt, so ist hier der Unterschied der, dass die zarte Liebe zwischen Jacob und dem Mädchen, was leichter als Luft ist, anbadelt und nicht mit Emma, die Feuer aus ihren Händen heraufbeschwären kann. Filmisch sind auch die Gaben weiter herausgearbeitet, um visuell umgesetzt zu sein; im Buch werden die Gaben und Besonderheiten langsamer offenbart, da es auch eine dreiteilige Serie ist. Daher empfehle ich, beides nicht zu sehr zu vergleichen und einfach das Buch zuerst lesen und sich dann den Film ansehen, wenn man eine visuelle Unterstützung haben möchte.

Mir hat das Buch so sehr gefallen, dass ich mir schon nach der Hälfte des Lesens, auch die beiden anderen Teile gekauft habe.

Und nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen... wenn Ihr mögt.

Hinweis:
Ich habe das Buchreihe auf Spanisch, daher kann es, aufgrund von Übersetzungen einige Abweichungen geben und die Rezensionen von Band 2 und 3 werde ich Euch auch nicht vorenthalten.




Über den Autor:

Ransom Riggs wurde 1979 in Maryland (USA) geboren und ist Autor, Filmemacher und Fotograf.

Folgeromane:

- Die Stadt der besonderen Kinder

- Die Bibliothek der besonderen Kinder

Verfilmung:

Der erste Teil des Buches wurde von 20th Century Fox in abgeänderter Form verfilmt. Regie führte hierzu kein anderer, als der Meister der Fantasy, Tim Burton.



sábado, 26 de agosto de 2017

Gruselkabinett Folge 124/125: "Der Krieg der Welten"





Der Krieg der Welten
Autor: H.G. Wells
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Science Fiction
Laufzeit: ca. 107Minuten
Verfügbarkeit: 2 CD im Schuber/ Download
ISBN: 978-3-7857-5457-3

Klappentext:

CD 1:

1897 im viktorianischen England: Die vom renommierten Observatorium in Ottershaw beobachteten gewaltigen Explosionen auf dem Mars und der kurze Zeit später erfolgte Absturz eines massiven Meteoriten auf die Horsell-Heide waren nur die Vorboten einer großangelegten Invasionder Marsianer, der sich die Welt plötzlich unvorbereitet gegenüber sah...

Klappentext:

CD 2:

Der Kampf um die Herrschaft auf der Erde geht weiter und wird immer erbitterter von den Mars-Leuten geführt! Julian trifft in den brennenden Trümmern auf einen traumatisierten Hilfsprediger, der in der zerstörten Welt zu seinem einzigen Verbündeten wird...

Handlung:

Marsianer greifen auf dreibeinigen Kampfmaschinen das Königreich England und die Welt an, denen das Militär hoffungslos unterlegen ist und muss hilflos zusehen, wie die Städte zerstört werden. Aufgrund des nicht angepassten Immunsystem der Marsianer, werden diese durch irdische Bakterien vernichtet.

Rezension:

Die diesjährige, kurze Sommerpause von Titania Medien ist nun durch und so können wir Hörspielliebhaber_Innen uns wieder auf monatliche Episoden aus der Reihe Gruselkabinett freuen und den Auftakt macht im Monat August "Der Krieg der Welten".

Mit der Doppelfolge 124/125 "Der Krieg der Welten", beschließt vorerst Titania Medien den Zyklus von H.G. Wells.

"Der Krieg der Welten" dürfte mit eins der bekanntesten Stücke von H.G. Wells sein, was in Deutschland im Jahr 1901 erschienen ist.
Viel Aufmerksamkeit bekam das Sück dann im Jahr 1938 als Hörspiel, als dieses von den Mercury Theatres mit Orson Wells als fiktive Reportage umgesetzt wurde und in die damalige Zeit versetzt, sowie auch einige filmische Auflagen, die dann auch immer in der jeweiligen Zeit angesiedelt wurden. Besonders zwischen 2005 und 2013, wo es mehrere Filme gab.

Ich denke, kaum einer kann sich dem entziehen, so gibt es eben die filmische Umsetzung, Zeichentrickfilme, ebenso als Serie und diverse Hörspiele und ebenso als Hörbuch. Umso spannender ist es dann auch für mich, wenn bereits bekannte Vorlagen bereits umgesetzt wurden und Titania Medien diese neu aufgreift.
Man ist es ja von Titania Medien gewohnt, dass die meisten Hörspiele sehr ruhig erzählt werden, ohne dass dabei die Spannung langweilig wird aber bei "Der Krieg der Welten" wird es doch zum Teil sehr laut, besonders dann, wenn die Marsianer das Feuer eröffnen. Aber ich kann meinen Hörspielliebhaber_Innen versichern, dass es nicht trashig laut wird, sondern perfekt in die Szenerie eingebettet. 

Ebenso die Sprecher laufen zur Bestleistung auf und man meint, sie erleben die Szenerie gerade hautnah. Verwunderung, Skepsis und nackte Angst und das Rennen um das eigene Leben bzw. Überleben und das macht das Hörspiel und seine Umsetzung wieder so besonders, auch wenn es aus dem klassischen Rahmen des Gruselkabinetts zwar herausfällt, so reiht es sich doch mit der literarischen Vorlage wiederum sehr gut in die Serie ein, denn nur die Vorstellung der Vorlage ist ja der eigentliche Horror.
Längere Passagen und Längen gibt es in dem Hörspiel nicht und auch in den Phasen der Erschöpfungen der Sprecher durch die Szenerie, sind diese absolut keine Längen, sondern sind sehr trefflich in die Situation eingebunden. Auch die Sprechleistungen sind ausgezeichnet, nervös und hektisch, wo es erforderlich ist, ohne dabei sich zu überschlagen oder eine übertriebene Dramatik in die Stimme zu legen.

Hier ist Marc Gruppe und Stephan Bosenius wieder der ganz große Wurf gelungen, mit einer perfekten Umsetzung eines Klassikers, trotz Kürzungen der literarischen Vorlage, so werden aber keine unnötigen Nebenschauplätze aufgebaut. Schon zu Beginn ist die Spannung da und das Hörspiel beginnt mit viel Tempo und ja, als jemand, der seit Jahren Hörspiele sammelt, habe ich es selten erlebt, dass Produktionen die gesamte Laufzeit die Spannung so hochhalten, was auch der perfekten Besetzungen der Sprecherinnen und Sprecher und deren Verdienst ist.

Mein Tipp zu "Der Krieg der Welten" ist, sich entspannt zurücklegen und die 107 Minuten Ohrenkino geniessen, denn ich bin mir jetzt schon ziemlich sicher, dass dieses perfekt umgesetzte Hörspiel es sehr weit nach oben in den Verkaufslisten auftauchen  wird und sicher auch verdiente Preise erhalten wird und wir können dann sagen, dass wir es schon haben. 




Hörprobe CD 1: Der Krieg der Welten Teil 1

Hörprobe CD 2: Der Krieg der Welten Teil 2


Die Vorschau auf September ist wieder ein Klassiker und diesmal von dem Meister des gepflegten Horrors H.P. Lovecraft "Kalte Luft" und da wird es wieder schaurig und gruselig.



domingo, 20 de agosto de 2017

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan



Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor: David Levithan
Label: Fischer FJB 
Genre: Jugendbuch – Roman
Verfügbarkeit: e-book/download, Taschenbuch, Hörbuch
ISBN: 9783596811564
Preis: € 8,49 (e-book), € 9,99 (Taschenbuch), € 12,99 (Hörbuch)




Klappentext:


Die Geschichte einer ungewöhnlichen ersten großen Liebe – und ein phantastischer Roman, wie er realistischer nicht sein könnte.

Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.
Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?



Rezension:


Bei einem Ausflug in die Shoppingwelt durfte natürlich auch ein Abstecher bei einem Buchhändler vor Ort nicht fehlen. Gesagt getan, raus aus dem Trubel der Kauflustigen, rein ins Lesevergnügen. Völlig ohne bestimmte Kaufabsicht, bin ich im Stöbermodus durch die Regale geschlendert und bei diesem Exemplar hängengeblieben. Ein Griff, Klappentext gelesen, schön entspannt vor Ort ein paar Seiten gelesen und direkt das Exemplar gekauft. Die Rezension hat mich vor eine kleine Herausforderung gestellt. Warum das so war? Weil dieses Buch polarisiert, auf mehreren Ebenen und mich beeindruckt und bewegt hat, sodass es herausfordernd war, es angemessen zu rezensieren. Aber eins nach dem anderen.

Die erste Besonderheit ist, dass dieses Buch nicht in dem Sinne in Kapitel gegliedert ist, sondern in Tage. A ist bei Beginn des Buches mittlerweile ca. 16 Jahre alt und wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf, der auch 16 Jahre alt ist. Er wechselt also nicht vom 16 jährigen in einen 60 jährigen Körper. Man weiß nicht, ob A männlich oder weiblich ist, oder ob er (ich nenne ihn der Einfachheit halber mal er und assoziiere A mit einer männlichen Person) es selber weiß, da er seit dem Beginn seiner Erinnerungen als Kind bereits jeden Tag in einem fremden Körper aufwacht. In diesem Körper bleibt er dann für einen Tag, bis Mitternacht und kann die wichtigsten Erinnerungen der Person, in der er „steckt“, wie Informationen abrufen, um sich so für einen Tag mit dem Leben des jeweiligen zurechtzufinden, ohne Spuren zu hinterlassen, ohne sich auf etwas einzulassen. Derjenige, in dem A steckt, bemerkt nichts davon. Für ihn ist es ein Tag, wie jeder andere auch. Und so nimmt David Levithan den Leser direkt und ohne große Umschweife mit in das Leben des A. Beginnend mit dem Tag 5994 (wenn man das in Jahre umrechnet, kommt man auf 16 Komma und ein paar zerquetschte 😊 ) findet sich A in Justins Körper wieder. Was A jedoch nicht weiß, dass dieser Tag sein Leben komplett auf den Kopf stellen wird und sich alles verändern wird. A verliebt sich in Justins Freundin Rhiannon und das stellt sein bisheriges einsames Leben, komplett auf den Kopf.

David Levithan hat einen recht lockeren Schreibstil, der es einem einfach macht, die Zeilen zu verschlingen und obwohl dieses Buch in die Kategorie Jugendbuch fällt, so ist es doch viel mehr als das. Er stellt seinen Protagonisten, wobei man dort eigentlich von mehreren sprechen muss, authentisch und tief dar und die Idee hinter der Geschichte, die er aufgebaut hat, finde ich genial. Zum einen könnte man die Grundidee dem Bereich Phantasy zuordnen, rein Phantasy ist es aber nicht ausschließlich. Die Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon gehört wohl zu dem Genre Roman, ein einfacher Roman ist es aber nicht. Mal ist A ein schwarzer, mal weiß, mal beliebt, mal dick, mal dünn, mal schwul, hetero oder lesbisch, depressiv mit suizidialen Gedanken, in all diese Merkmale, die einen Menschen ausmachen, nimmt der Autor den Leser mit und man stellt sich oft die Frage, was ist ein Mensch und macht ihn aus und wie gehen wir miteinander um bzw. sollten miteinander umgehen.


„Erst in den Feinheiten wird es kompliziert und kontrovers – wenn die Mehrheit sich schwertut anzuerkennen, dass wir achtundneunzig Prozent miteinander gemeinsam haben, ganz gleich, welcher Religion, Rasse oder Geschlecht wir angehören und woher wir kommen. (…) Aus unerfindlichen Gründen konzentrieren wir uns gern auf die zwei Prozent, in denen wir uns unterscheiden, und daraus resultieren die meisten Konflikte in der Welt.“ (S. 101)

Und so findet man sich mit einem Buch in den Händen wieder, welches ein Potpourri aus verschiedenen Themen und Genres aufbaut, aber dennoch stimmig im Plot ist und sehr viel tiefgründiger, als ich es während des Lesens teilweise dachte.

Ehe ich mich versah, hatte ich mich mit der Identifikationsfigur A verbunden. Der Autor beschreibt die Gefühle und Gedanken sehr genau, ohne aber dabei kitschig zu wirken. Man ist so nah in der Geschichte drin, hat aber dennoch die Möglichkeit von außen einen Blick auf alles werfen zu können. Zwischendurch hätte ich mir am liebsten einige Textzeilen markiert, um sie festzuhalten und immer wieder zu lesen. David Levithans Schreibstil geht mitten ins Herz und ich habe manchmal kurz inne gehalten und über das gerade gelesene nachgedacht.

Zu Anfang der Geschichte, bekommt man einen relativ besonnenen Blick auf das Leben von A und wie es sich für ihn gestaltet. Es scheint, als hat er sich mit seiner Einsamkeit abgefunden. Er ist zwar unter Menschen, aber niemals kann er er selbst sein. Es gibt keine Beständigkeit für ihn. Er ist in familiäre Bande verwoben, aber immer nur für einen Tag und niemals in seine eigenen. Er weiß, dass er alleine ist, was für uns „Normalsterbliche“ selbstverständlich ist, all das hat A nicht. Er kann niemals Bindungen aufbauen, da nichts für ihn beständig ist, hat keine eigene Familie, keine Freunde, nichts und so scheint es, als habe er sich damit abgefunden, dass es dies für ihn nicht gibt und ist davon überzeugt, dass er dem Universum egal ist.

„Ich bin Treibgut, und so einsam das mitunter sein kann, es ist auch enorm befreiend. Ich werde mich niemals über jemand anderen definieren. Ich werde nie den Druck von Gleichaltrigen oder die Last elterlicher Erwartung spüren. Ich kann alle Teile eines Ganzen betrachten und mich auf das Ganze konzentrieren, nicht auf die Teile. Ich habe gelernt zu beobachten, weit besser als die meisten anderen Menschen. Die Vergangenheit setzt mir keine Scheuklappen auf, die Zukunft motiviert mich nicht. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart, denn nur in ihr ist es mir bestimmt, zu leben.“ (S. 15)

Das ändert sich jedoch, als er sich in Rhiannon verliebt. Er wirft seine Prinzipien über Bord, keine Spuren zu hinterlassen und verspürt das Verlangen nach Beständigkeit, ist aber hin und her gerissen, denn wie soll es funktionieren, wenn man nicht weiß, wer man am nächsten Tag ist, in welchem Körper man steckt, ohne sich an etwas orientieren zu können und ist es möglich, dass ein Mensch, dass Rhiannon ihn lieben kann. Er, der so gestaltlos ist, jeden Tag körperlich jemand anders, im Inneren aber zugleich so beständig ist.

Kritiker mögen bemängeln, dass in der Geschichte nicht jede Frage beantwortet wird: Warum A so ist, warum er immer in gleichaltrigen Körpern steckt... Darum geht es aber im Grunde in der Geschichte nicht und die Beantwortung dieser Fragen ist für den Plot eigentlich irrelevant.

Und weil das Buch an sich eine Besonderheit ist, so stellt auch das Ende eine Besonderheit dar. Eigentlich ist es ein Abschluss, ließe aber möglichen Handlungsspielraum für eine Fortsetzung offen. Ich möchte aber nicht zu viel vorweg nehmen, liest selbst, wenn ihr mögt 😉

Ich kann nur für mich sagen, dass mich der Roman gefesselt hat und ihn ein einem Rutsch durchgelesen habe, um zu erfahren, wie es mit A weitergeht. Wer ist A am nächsten Tag? Was wird er dort erleben? Finden er und Rhiannon zusammen oder nicht? Ja, es ist eine Teenieromanze, aber in der Gesamtsumme ist David Levithan in meinen Augen eine Meisterleistung geglückt, der Plot für mich ein kleines Juwel und ich kann nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen. Es lohnt sich dieses Buch zu lesen. Daher wünsche ich euch viel Spaß dabei und verbleibe mit dem schönen Zitat, welches im Grunde die Kernaussage darstellt:


„Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit.
Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein.“(S. 392)


Über den Autor:

David Levithan, geboren 1972, ist Verleger eines der größten Kinder- und Jugendbuchverlage in den USA und Autor vieler erfolgreicher Jugendbücher. Unter anderem „Will &Will“ (gemeinsam mit John Green) und „Two Boys Kissing“. Sein Roman „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ erhielt den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 in der Kategorie Jugendjury. Er lebt in Hoboken, New Jersey.



Folgeromane*:


„Letztendlich geht es nur um dich“



*Dieses Buch stellt laut Klappentext die obige Geschichte aus der Sicht von Rhiannon dar.