lunes, 28 de mayo de 2018

Gruselkabinett Folge 136: "Das Königreich der Ameisen"



Das Königreich der Ameisen
Autor: H.G. Wells
Label: Titania Medien
Genre: Fantasy / Abenteuer / Horror
Laufzeit: ca. 56 Minuten
Verfügbarkeit:CD / Download
ISBN: 978-3-7857-5628-7


Klappentext:

Am Amazonas 1899: Kapitän Guerilleau erhält den Befehl mit dem Kanonenboot ‚Benjamin Constant’ den Fluss hinauf zu fahren, um den Eingeborenen hilfreich zur Seite zu stehen. Dort ist angeblich eine Ameisen-Invasion ausgebrochen. Zunächst glaubt er, dass es sich lediglich um einen Scherz handelt. Doch schon bald sieht er sich und seine Mannschaft tödlichen Gefahren gegenüber...

Rezension:

Mal wieder tue ich mich was schwer mit der Rezension, denn unter dem Seriennamen wünsche ich mir meist lieber die klassische Schauerromantik und Grusel und weniger das Genre Fantasy und Adventure, aber ein ganz so festgefahrener Hörspielliebhaber, bin ich dann auch wieder nicht und so gebe ich auch anderen Geschichten auch gerne mal eine Chance. Besonders dann, wenn ich die Geschichte nicht kenne, weil es dann was ganz neues für meine Ohren gibt.

Als ich die CD in den Händen hielt, hatte ich vielleicht eine andere Vorstellung vom Plot, denn meist geht es ja bei mutierten Tieren um einen verrückten Wissenschaftler, der entweder der Welt etwas beweisen will oder einfach nur größenwahnsinnig ist, ein altes Labor in einer Burg oder verwitterten Forschungseinrichtung und einer scheuen Assistentin oder alternativ, eine Tiermutation als Nebenerscheinung von Tests und Experimenten, wie in "Fornicula" oder aus der 80er Jahre Neon-Serie "Angriff der Riesenameise". Dies entspräche dann aber wiederum nicht unbedingt den Geschichten von H.G. Wells und so schickt er und Titania Medien uns in den Amazonas, wo der Captain und der Ingenieur der Sache auf den Grund gehen sollen und den Einheimischen zur Hilfe eilen.

Tatsächlich brauche ich mehrere Anläufe für das Hörspiel, weil ich irgendwie in die Geschichte nicht so richtig reinkam und erst beim dritten Anlauf, als ich mir dann auch ganz bewusst erneut die Zeit genommmen habe, bei sonntaglichen Sonnenbaden mit Kopfhörern, denn zuvor hatte ich mich gerne von anderen Dingen beim Zuhören ablenken lassen.

Besser wurde das Hörspiel dadurch jedoch nicht, denn so ist ca. die erste Halbzeit des Hörspiels Gerede, also sehr viel Gerede und Meckerei, besonders durch den Kapitän über die unsinnige Mission, der sich ellenlang darüber auslässt, dass Katastrophen mit Tieren nun mal kommen und gehen, fügt Beispiele aus seiner Erfahrung hinzu usw... dann noch Gerede über Frauen in der üblichen Machomanier des Unwiederstehlichen,... etc... also viel Gerede, der eigentlich nicht so richtig zum Plot passt und daher auch keine Spannung aufbaut. Bisschen schmunzeln musste ich, weil sich mit beim Zuhören der Gedanke aufdrängte, ich mir vorkam wie in einem Flughafenterminal im Gatebereich, wenn das Flugzeug eine längere Verspätung hat und sich Mitreisende über irgendwas unterhalten, was einem im Grunde nicht interessiert, man aber aus Langeweile doch zuhört und dabei aufs Vorfeld guckt.

Langeweile haben auch die Protagonisten, denn hier gibt es dann, nur so aus reinem Spaß, ein eigentlich sinnloses Geballer auf Amazonas-Alligatoren, um die Zeit der Warterei totzuschlagen.

In der zweiten Halbzeit nimmt das Hörspiel und die Geschichte an Fahrt auf und da hat es mich gefreut, dass Marc Gruppe selbst, mal eine großere Sprechrolle als Leutnant Da Cunha hat und sich der Gefahr auf einem verwaisten Boot umsehen muss und von den Ameisen angegriffen wird, zwar wieder von seinen Kameraden aufgenommen werden kann, aber die Bisse der mutierten Ameisen und daran auch stirbt. Da ich seine Stimme sehr mag, gefiel mir die größere Sprecherolle sehr gut und das hat er auch fantastisch hinbekommen. Ebenso auch die anderen Sprecher, die sich sehr gut in den Personen hineinversetzen, wobei mir der Kapitän Guerilleau, gesprochen von Jean Paul Baeck, oftmals zu derbe und zu laut rüberkommt. Die Derbheit mag sicherlich einem Kapitän im Jahr 1899 entsprechen. Mutig, furchtlos und auch etwas primtiv, der seine Ängste mit lauten Machogehabe versucht zu überdecken, was aber in einem Hörspiel und bei größeren Monologen dann auch zunehmend anstrengend wird. Ab der Hälfte ist man ja im Bilde, was der Kapitän für ein Haudegen ist, der aber gerne mal andere vorschickt ;)

Atmosphärisch ist es auf jeden Fall in der typischen Art von Titania, schöne, mal ruhige, mal spannendere Musikabschnitte, in der dieses Mal viel Streichmusik eingespielt wurde und auch die Geräuschkulisse, wie immer perfekt und harmonisch angepasst. Vom Wassergerausche des Amazonas, exotische Vögel und Grillen bis hin zum tropischen Gewitter, ist auch die vorherige, feucht-schwüle Wärme gut "erfahrbar".

Ganz im Stil von Wells, gibt es kein wirkliches Happy-End. Es werden zwar auf die sich in der Distanz formierenden Ameisen aus vollen Rohren geschossen, aber warum die Ameisen mutiert sind, sich ihr Reich wieder zurückholen, erfährt man nicht. Stattdessen ein verzweifeltes Schlussappell vom Ingenieur Holroyd (gesprochen von Simon Roden, der auch als Erzähler fungiert), dass die mutierten und intelligenten Ameisen in der Lage sein könnten, auch weitere Gebiete zu besetzen, auch in Häuser sich niederlassen und auch bis Europa dringen könnten... und so endet dann auch das Hörspiel in einer Art Endzeit-Szenario.


Ich hätte mich über mehr Dichte sehr gefreut und die mutierten Ameisen nicht nur aus der Distanz wahrzunehmen, denn von den Ameisen erfährt man nur immer auf eine große Distanz, Fernrohren oder Hörensagen. Mir fehlte auch hier vielleicht das Einbringen von vielleicht einheimischer Bevölkerung, Amazonas-Bewohner, denn üblicherweise haben bei so Abenteuerreisen gerade die Naturvölker oftmals eine Erklärung durch Beobachtung und bessere Prophezeihungen, als Kolonialisten.  Dies sah aber der Plot nicht vor und aus der Erfahrung von nahezu allen Hörspielen von Gruselkabinett weiß ich, dass Marc Gruppe die Vorlage und den Plot zwar etwas umschreibt und hörspieltauglich macht, sich aber an eng an die Vorlage hält, auch wenn es dem Hörspiel und somit dem Hörer gut getan hätte und sicherlich auch dem Spannungsbogen.

Nun denn, ein schlechtes Hörspiel ist es ganz und gar nicht, aber auch nicht unbedingt das, was man sich unter dem Label des Grusels vorstellen kann. Horror ja, bei der Vorstellung, dass Menschen von riesigen Armeen von Ameisen angegriffen und getötet werden und sogar gefressen, denn Skelette wurden in dem Hörspiel ja erläutert.

Und da es diesmal um den Amazonas geht und die Rezension vielleicht nicht ganz so gut ausgefallen ist, da mir die Geschichte nicht so zusagte, gibt es als Bonus von mir eine Aufnahme aus dem Cockpit, im Sinkflug über dem Amazonas, auf dem Weg von Madrid nach Asunción.






miércoles, 2 de mayo de 2018

Gruselkabinett Folge 134: „Das älteste Ding der Welt“ Willy Seidel



Das älteste Ding der Welt
Autor: Willy Seidel / Hörspielskript: Marc Gruppe
Label: Titania Medien
Genre: Schauerromantik/Fantasy/Sience Fiction, Okkultismus
Laufzeit: ca. 88 Minuten
Verfügbarkeit: CD/Download
ISBN: 978-3-7857-5625-6 



Klappentext:


Dem achtzehnjährigen Harald von Calmus, einziger Sohn des bejahrten Reichsfreiherrn von Calmus-Dunkelstedt, ist es durch eine kleine Finte wieder einmal gelungen, seinem Hauslehrer in die freie Natur zu entkommen. Im nahen Pfaffenwäldchen hat er an jenem Nachmittag mehrere unheimliche Erlebnisse, die imstande sind, sein noch junges Leben aus den Angeln zu heben...



Vorwort:


So viel vorab: Dies ist aus gegebenem Anlass eine längere Rezension und sie spoilert. Wenn ihr also schon beschlossen habt, dieses Hörspiel in euren Warenkorb zu legen und gänzlich unvoreingenommen in den Hörgenuss kommen wollt, dann lest die Rezension nicht bis zum Schluss.



Handlung:


In einem kleinen Städtchen, ähnlich wie Limburg an der Lahn, lebt der 18 jährige Harald von Calmus, einziger Sohn eines pensionierten Reichsfreiherrn und hat alles andere im Sinn, als den Lektionen seines Hauslehrers beizuwohnen. Stattdessen geht er lieber in den umherliegenden Buchenwäldern auf abenteuerliche Art und Weise spazieren. So auch eines Samstags, wo er vor seinem Hauslehrer flieht...



Auf seinem Streifzug durch das Pfaffenwäldchen, widerfahren Harald merkwürdige Dinge. Tiere des Waldes, die einen blutigen Kampf führen, eigenartige Landschaftsformationen, die ihn in einem entrückten Zustand, wie in sanfter Hypnose durch den Wald streifen lassen, bis er zu einem Hügel mit spitzer Felsformation gelangt, auf dem in ringförmiger Formation Pilze wachsen, ein Hexenring, aus blutroten Fliegenpilzen. Dabei handelt es sich um das sagenumwobene Hünengrab. Harald wird Zeuge, wie eine Ringelnatter einen Frosch töten will, verhindert dies, indem er die Natter tötet, wodurch er auf etwas metallisches im Boden aufmerksam wird. Noch mehr Blut verteilt sich und sogleich ertönt ein metallisches, dämonisches Grollen. Die Trance verstärkt sich mehr und mehr, bis Harald widerwillens einschläft, den Weg nicht mehr nach Hause schafft und wie durch eine fremde Macht 2 Meter über den Boden schwebend schläft und phantasiert. Erst in der Halbdunkelheit erwacht er wieder, auch der Himmel verfärbte sich während seiner Trance blutrot. Krampfhaft versucht er sich an etwas zu erinnern, aber seine Erinnerungen sind verblasst. Harald weiß auch nicht, wie lange er an diesem mysteriösen Ort verweilte, da seine Uhr zur Nachmittagszeit stehen geblieben ist und so macht er sich auf den nach Hause Weg, um einer Auseinandersetzung mit seinen Eltern aus dem Weg zu gehen.

Zu Hause legt er sich schlafen, jedoch bemerkten seine Eltern, dass mit ihrem Sohn etwas nicht zu stimmen scheint, was Harald zu verheimlichen versucht. Schließlich schläft er wieder ein und seine Trance verstärkt sich seit dem Besuch auf dem Hünengrab abermals. Schwebend durch Raum und Zeit, durch kosmische Welten, Zeit, die wie im Flug vergeht. All diese Ereignisse lassen Harald denken, er sei dem Wahnsinn verfallen. Langsam kehrt seine Erinnerung zurück und er versucht seinen Zustand des Nervenfiebers auf rationale Art und Weise zu erklären....

Er erlebt ein auf und ab, wobei ihn die Erinnerung an das seltsame Erlebnis nicht los lässt. Die Wochen vergehen und wieder verfällt er in Trance, diesmal jedoch vor seinen Eltern, wodurch er seinen Zustand nicht mehr verheimlichen kann. Wieder vergehen Tage, an die Harald keine Erinnerung mehr hat und aus Sorge um ihren Sohn, schicken Haralds Eltern nach dem Arzt, welcher ihm jedoch einen gesunden und normalen Zustand diagnostiziert. Fortan beschließt Harald sich auf sein Bewusstsein zu konzentrieren. Die Gewissheit, dass er durch das Erlebnis auf dem Hünengrab zu einer Berufung erkoren wurde, die er noch nicht kennt, aber willens ist sie herauszufinden, auch wenn das seinen Tod bedeuten würde, denn er kann nicht anders. Es ist, als vermischen sich fremde Gedanken mit seinen eigenen, als wird sein Geist und eine fremde Macht zu einem Geist und Harald ist wie fasziniert von dem Unbekannten, wohl wissend, dass er sich dabei in eine Gefahr begeben könnte.

Gestärkt und mit schier unendlicher Kraft und Elan, lernt Harald zufällig den Chinesischen Geologen Herrn Sze kennen, welcher ebenfalls eine seltsame Macht über ihn zu haben scheint und mit seiner Berufung zu tun hat. Harald begibt sich in die Hände von Herrn Sze, mehr oder minder willenlos, vertraut er sich ihm an, erzählt ihm seine Erlebnisse um das Hünengrab und Herr Sze hört aufmerksam zu, sehr aufmerksam....

Hr. Sze besteht mit Nachdruck darauf, ihm ein paar Blutstropfen aus der Herzgengend zu entnehmen und verteilt dies auf der Spitze des Hühnengrabes, was aus Haralds Sicht einfach keinen Sinn ergibt, wie vieles von seinen letztlichen Erlebnissen. Aber ob er will, oder nicht, Harald ist der Macht und auch gleichzeitigen fürsorglichen Art des Herrn Sze ausgeliefert und so lässt er sein bisheriges Leben zurück, begibt sich in seine Hände, in sein Anwesen, ein Labor, welches Herr Sze auf den Hügel um das Hünengrab erbauen lies, um eine dunkle Macht zu erforschen, eine Macht, bzw. eine Waffe, die alles bisherige in den Schatten stellt und mit sehr ungewissem Ausgang für Harald.....



Rezension:


Willy Seidel war mir als Autor und somit auch seine Geschichten bisher unbekannt, was aber kein Nachteil darstellen muss, denn gänzlich frei in eine Geschichte abzutauchen hat durchaus auch seinen Reiz und neue Überraschungen hat man ja immer gerne, gerade auch deshalb, weil im Bereich der Hörspiele viele historische Geschichten vertont werden, die man schon kennt. Manchmal überrascht es einen zum positiven, manchmal zum negativen. Das älteste Ding der Welt ist für mich wie eine Achterbahnfahrt.

Gleich zu Anfang geht es steil Berg auf, weil sich dort Elemente der Schauerromantik, mit Übernatürlichem, Fantasy und Sience Fiction Elementen kombinieren, als der Protagonist seine Erlebnisse in Trance hat und ich unbedingt wissen wollte, was dahinter steckt und wie es weiter geht. Danach macht der Plot aber ziemlich schnell eine Talfahrt und ist geprägt von langen Episoden, in denen, gemessen an der Länge der Abschnitte, eigentlich nicht sonderlich viel Handlung passiert, oder besser gesagt eine lange Episode, wo undurchsichtige Handlungen geschehen, deren Sinn sich zunächst nicht erschließen lässt und bedingt durch die Länge des Hörspiels verwirrend wirken. Würde der Erzähler, Peter Weis, nicht so einen super Job hinlegen und einen bei der Stange halten, dann wäre ich gedanklich abgeschweift, besonders ab dem Mittelteil, wo Harald schon in den Fängen von Dr. Sze ist und mit Drogen betäubt wird. Der Plot ist zwar einerseits gradlinig gehalten, andererseits vermischt Willy Seidel aber nicht nur Elemente des Sience Fiction, Fantasy und Schauerromantik wie zu Anfang, sondern lässt auch noch okkulte Themen mit einfließen, was insgesamt zu viel des Guten ist. So handelt es sich bei dem ältesten Ding der Welt um eine Gottheit aus Eisen, die es in Form eines Meteoriten vom Planeten Saturn auf die Erde verschlagen hat und einmal erweckt, dort mit so viel Blut besänftigt werden muss, wie sein Eigengewicht beträgt, gelänge dies, so wäre er zerstört. Dafür müssten aber Unmengen von Blut fließen, wie es nur bei einem Krieg möglich wäre.

Man muss aber ganz klar unterscheiden zwischen der literarischen Vorlage, auf welcher das Hörspielskript basiert und wie das label das Hörspielskript und natürlich die atmosphärische Vertonung gestaltet.

Was die Vertonung angeht, ist es wieder mal absolute Titania Spitzenklasse. Die Musik ist sensationell umgesetzt und beeinflusst die Stimmung des Zuhörers gekonnt. Als Harald beispielsweise frei und frohen Mutes in den Wald läuft, unterstreichen Harfenklänge idyllisch die Szenerie und wechseln zu orchestralen und heroischen, epischen Klängen, als er, seiner Sinne umnachtet, in Trance durch Raum und Zeit, losgelöst von allem rationalen Denken, kurz vor dem Wahnsinn stehend, körperlos durch den Aether fliegt und Himmelskörper auf ihn zu fliegen. Ein absoluter Genuss. Auch die Schauermomente, als das älteste Ding der Welt in Aktion tritt, sind so gut umgesetzt, dass es einem fast das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dazu die immer passenden und sehr detailreichen Umgebungsgeräusche in einer unglaublichen Vielfalt, wo jeder Grashalm im Wind, die Tiere des Waldes, ja auf jedes Geräusch, welches entsteht, wenn die Protagonisten die Geschichte erleben, zeitlich treffend, wunderbar in Intensität und Differenzierung zusammenspielen und ein sehr detailreiches, harmonisches Bild ergeben. Was das angeht, ist meiner Meinung nach Titania das beste label, im Vergleich zu anderen.

Das Sprecher Ensemble besteht bei dieser Gruselkabinett Folge wieder aus erstklassigen und hochkarätigen Sprechern: Dagmar von Kurmin und Horst Naumann als Eltern von Harald. Sascha von Zambelly, der den Hauslehrer spricht und nur eine kleine und kurze Nebenrolle hat. Daran sieht man auch, wie detailverliebt Titania ist und auch kleinere Parts mit tollen Profis besetzt. Den größten Part hat natürlich Harald (Louis Friedemann Thiele). Der Wechsel vom erstaunten, dem Wahnsinn nahen jungen Mannes, welcher nach und nach in die Fänge des Dr. Sze gerät, gelingt ihm gut, ohne ihn dabei zu ergeben wirken zu lassen. Den weiteren großen Part bei dieser Geschichte hat Matthias Lühn, der den Chinesischen Dr. Sze spricht, was wohl auch die schwerste Aufgabe gewesen sein mag und auch mein einziger Kritikpunkt ist, was die Sprecherrollen anbelangt. Einen großen Teil des Hörspiels versucht Matthias, die Rolle gemäß Vorgabe seines Charakters den er vertont, mit einem Chinesischen Akzent zu sprechen, was aber mittelprächtig gelungen ist und eher anstrengt zuzuhören, um den Sinn der Worte zu erfassen, der bei dieser Story ohnehin schon verworren ist. Die Undurchsichtigkeit des Dr. Sze und die Wechsel des Fürsorgers hin zur dämonischen Ader gelingt ihm jedoch sehr gut mit Wechseln von Höhen und Tiefen in seiner Stimmlage. Die weiteren Sprecher haben eher Nebenrollen und so wirken ebenfalls Bodo Primus als Hausarzt, Kathryn McMenemy als Hausmagd und Rolf Berg als ein Fabrik Direktor mit.

Die Geschichte erschien erstmalig im Original im Jahr 1923 und enthält eindeutiges, zweifelhaftes, patriotisches Gedankengut mit Vorurteilen gegenüber anderen Völkern, welches Marc Gruppe in dem Hörspielskript weitestgehend gekürzt hat und das ist auch gut so, aber dennoch lässt sich der ursprüngliche Tenor, den Herr Seidel verbreiten wollte, nicht leugnen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Story nicht meins war. So gut, wie sie anfing, so stark lässt sie aber ab der Mitte auch nach und am Ende hinterlässt sie einen mit einem faden Beigeschmack, mit einem Schluss, der letztendlich bedeutet, dass den Deutschen eine dämonische und bluthungrige Waffe aus Eisen zufällt. Beschäftigt man sich dann mit der Vita des Autors Seidel, so erfährt man, dass er mit der literarischen Erstellung Deutscher Kolonialpropaganda beauftragt war und zur Machtergreifung der Nationalsozialisten einer der Schriftsteller war, der das Gelöbnis treuester Gefolgschaft Adolf Hitlers unterzeichnete. All dies und vor dem Hintergrund des Erscheinungsjahrs und die darauffolgenden geschichtlichen Wendungen, die danach eintraten, lassen die Story und ihr Credo in einem zweifelhaftem Licht erscheinen.

Dennoch finde ich es mutig, dass sich Titania solch einer Story gewidmet hat und wirklich das beste mit ihrem Hörspielskript und der Vertonung rausgeholt hat, aber ob sie sich damit einen großen Gefallen getan haben.... Die atmosphärische Hörspielumsetzung ist top, aber die Story eher nicht so.

Wie findet ihr das? Seht ihr das genau so? Oder vielleicht anders? Teilt es mir gerne wie immer über die Kommentare mit.


In diesem Sinne, bis demnächst und wie immer wünsche ich euch viel Spaß auf den Ohren,
euer Matthi.