domingo, 23 de septiembre de 2018

Gruselkabinett Folge 139: "Der Rabe"



Der Rabe

Autor: Edgar Allan Poe
Label: Titania Medien
Genre: Schauerromantik / Gothic Novel
Laufzeit: ca. 66 Minuten
Verfügbarkeit:CD / Download
ISBN:978-3-7857-5719-2

Klappentext:

1843 am Rhein: Auf einer Reise lernt ein Engländer in einer alten Stadt am Rhein die äußerst faszinierende Dichterin Lady Ligeia kennen und lieben. Sie arbeitet gerade an einem Werk, welchem sie den Titel „Der Rabe“ gegeben hat…



Handlung:

Wer jetzt die Annahme hat, dass hier das Gedicht "The Raven" vertont wurde, der wird hier nur Auszüge und eine Rahmenhandlung des Gedichts vorfinden, denn Marc Gruppe verbindet hier zwei Werke von Poe; "Der Rabe", sowie "Ligeia".
So wird die Verzweiflung über den Tod von Lenore, wo der Rabe ans Fenster klopft, ihm geöffnet wird, dieser ins Zimmer fliegt und sich auf der Büste von Pallas Athene niederlässt und zu jedem Vers mit "Nevermore" endet, so werden hier die Abschnitte der "Ligeia" untergeschoben, (statt der "Eroberer Wurm") die dies zu ihrem nahenden Todeszeitpunkt geschrieben haben will und von ihrem Ehemann vorgelesen werden soll. Zum jeweiligen Endvers kommt noch einmal "Nimmermehr" und verstirbt.


Hier wird dann auch die Geschichte Ligeia fortgesetzt, nach deren Tod, das Kennenlernen von Lady RovenaTrevanion von Tremaine, die ihm unerträglich ist und nur unter dem Einsatz von dem damaligen Opium auszuhalten ist.


Auch Lady Rovena erkrankt und gibt die Plattform Ligeias Willenskraft, den Tod zu überwinden.



Rezension:

Jetzt wird es kniffelig mit der Rezension, denn rezensiere ich jetzt den Namenstitel "Der Rabe", der ja nur am Rande, als wenige Verse und nicht vollständig, alle 108 Verse wiedergegeben werden oder eben die Geschichte "Ligeia"? Als jemand, der seit vielen Jahren in der Schwarzen Szene verankert ist und der von Poe durch das Leben begleitet wird, würde jetzt erstmal Etikettenschwindel vermuten, denn hier ist der Titel des weltberühmten Gedichts verwendet worden, um hier vielleicht einen höheren Verkauf zu erzielen, denn erzählt wird eigentlich die Geschichte  Poes "Ligeia", was man dann ja auch so hätte nennen können. Aber die Hörspielliebhaber werden noch die düstere Serie zwischen 2003 bis 2009 von Lübbe-Audio mit dem in diesem Jahr verstorbenen Ulrich Pleitgen und Iris Berben erinnern (Folge 34: Ligeia), die kaum erreichbar ist und zurecht seinerzeit mit Preisen ausgezeichnet wurde.

Dennoch hat Marc Gruppe es sehr gut hinbekommen, "Der Rabe" und "Ligeia" zu verbinden und ergibt eine in sich logische Geschichte und behält auch konsequent die Prosa und Lyrik in den Worten bei, an der sicherlich auch zu Lebzeiten Edgar Allan Poe seine wahre Freude dran gehabt hätte.  So sind  die Monologe und Dialoge von Noel Baron (Johannes Raspe) immer in einer Art Prosa gefasst, mit der Sprache spielt und zu logischen Sätze führt, auch wenn er, als er die neue Wohnstädte der Abtei erklärt, mit einem leicht angedeuteten Singsang. Das nimmt ein wenig die Spannung und lässt die Sätze teilweise komisch wirken, hat aber dennoch einen gewissen Charme. Schade ist jedoch, dass die Verse von "Der Rabe" dann doch etwas farblos herüberkommt, nicht die Tiefe des Gedichts erreicht und auch die Symbolik des Rabe, der den Tod in dem Gedicht symbolisiert, nicht so wirklich rüber.

Dennoch ist "Der Rabe" von Titania Medien eine sehr gelungene Schauerromantik, von der Musik und Geräuschkulisse, die eine sehr dichte Atmosphäre schafft und hier auch mit der Sinnlichkeit und Erotik nicht spart, was man an dem Stöhnen und Keuchen deutlich hören kann. Hier ist Kristine Walther ganz toll, mit einer herrlich erotischen, mal dominanten Stimme, gegenüber ihrem Ehemann Noel, sowie ein ziemlich böses und geiles Gelächter oder das lockende, suchende Rufen aus dem Totenreich nach ihrem Ehemann, was hier auch mit einem angenehmen Echo unterlegt wurde.
Auch Reinhilt Schneider, mit ihrer sehr eingängigen Stimme, bekommt die Atmosphäre ganz gut hin, auch die Szenerie der Vergewaltigung, als diese ihrem neuen Ehemann ihre Ängste in ihrem untergebrachten Turmzimmer darlegt und er sie im Rausch des Opiums die ehelichen "Pflichten" einfordert, voller Verachtung für Rovena sich den Sex nimmt, die nur bei ihm bleibt, aufgrund der Forderung ihrer geldgierigen Eltern, jedoch lässt Reinhilt Schneider in einigen, wenigen Abschnitten die Angst etwas fallen und wirkt ein wenig gekünstelt und transportiert die eigenen Ängste nicht; dennoch bietet sie einen sehr guten Kontrast zu Kristine Walther, als so unterschiedliche Charaktere auch in der äusseren Erscheinung, gemäß der Vorlage. Kristine Wahlter die Sinnlichkeit, Dominanz und Beherrschtheit; Reinhilt Schneider die Leichtigkeit, Versonnenheit und das nicht Verstehen, was in dieser seltsamen Abtei, die ihr Zuhause ist, vor sich geht.

Der Showdown zum Schluß ist super gemacht, wenn Rovena in den Tod gedrängt wird, um Platz für Ligeia Platz zu machen.

Eine schöne Schauerromantik, voller schauerlicher und sehr erotischen Momente, verpackt in der Sprache der Prosa, die das Hauptmerk der Geschichte ist.

Empfohlen wird das Hörspiel ab 14 Jahren. Nun, ein Sittenwächter bin ich nicht, aber aufgrund der deutlichen Erotik und vorkommenden sexuellen Akten, mal in Leidenschaft, mal im Sterbebett Ligeias, mal als Vergewaltigung an Rovena, sowie die koonsequente Ausdrucksweise der vergangenen Poesie, könnte pahsenweise eine jugendliche Seele etwas überfordern und durch die Dialoge und Monologe der Ich-Erzählung langweilen, da es nicht so dem üblichen Hörspiel entspricht, wie man es eigentlich kennt und hier auch, aufgrund weniger Handlungsorte und gleichend eines Kammerstücks, die eigenen Phantasie freien Lauf lassen muss, das Gehörte vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen.


Was meist in meinen Rezensionen zu kurz kommt, ist die immer wieder tolle Covergestaltung von Ertugrul Erdirne, der wirklich ein wahrer Künstler ist und auch hier wieder ein tolles Cover gestaltet hat und die Elemente beider Geschichten, die Mark Gruppe verbunden hat, aufgegriffen.


Vor einem mystisch-blauen und nebelig grauen Hintergrund die beiden Frauen Ligeia, ihr mit dem Rücken zugewandt Rovena, die beide den Hörer den Betrachter ansehen, Ligeia mit einem erhabenen, herausfordernden Blick, Rovena mit einem eher zweifelnden, misstrauischen Blick.


Im Vodergrund und das finde ich wirklich einen gelungenen Clou, so kann es entweder ein Bettrahmen sein, mit kleinen Pfosten, also der Ort, der Leidenschaft, aber ebenso auch das Gewölbe eines Mausoleums, als den Ort des Todes und der Ruhe.
Mittig auf dem Sims des Bettes oder Mausoleums, die aus dem Gedicht stammenden Büste der Athene, auf der der fliegende Rabe sich gerade krächenzend niederlässt und mit einem blutroten oder rubinroten Auge. Hier wurde jedes Detail der Geschichte gekonnt aufgegriffen und dargestellt.

Viel Spaß und schaurige Unterhaltung mit einem nicht ganz gewöhnlichen, aber aussergewöhlinchen Hörspiel über Liebe, Lust, Leidenschaft, Tod und Wiederkehr....



Hörprobe: Der Rabe