jueves, 5 de marzo de 2020

Gruselkabinett Folge 157: "Das Auge des Panthers"







Das Auge des Panthers
Autor: Ambrose Pierce
Label: Titania Medien
Genre: Fantasy - Suspense
Laufzeit: über 41 Minuten
Verfügbarkeit:CD / Download
ISBN:  978-3-7857-8157-9


Klappentext:

USA, 1890: Der Anwalt Jenner Brading ist einigermaßen überrascht, dass Irene Marlowe, die ihn zweifellos liebt, seine Heiratsanträge vehement ablehnt. Indes hat die begehrenswerte junge Frau mit den faszinierenden blauen Augen mehr als einen guten Grund, unverheiratet zu bleiben, wie sie ihm eines Abends in der freien Natur offenbart…

Handlung:

Mit Verwunderung nimmt Jenner Brading die Zurückweisung des Heiratsantrags seiner Geliebten Irene auf, doch fordert er auf energische Art und Weise eine Erklärung für die Zurückweisung ein, da es für ihn kaum nachvollziehbar ist, dass seine Freundin in zweifelsfrei liebt, aber dennoch nicht die ein gemeinsames Leben anstrebt. Und so erzählt Irene Jenner ihm den Hintergrund ihrer Zürckweisung und in der aufkommenden Dämmerung offenbart Irene ihm ein unfassbares Geheimnis um ihre Person, was am selben Abend noch in einer Tragödie für Irene und Jenner endet.

Rezension:

Mit der 157sten Folge "Das Auge des Panthers" legen Marc und Stephan mal ein ganz anderes Genre mit einem Mix aus Horror, Phantasie, Mythologie und Drama um eine Werkatze vor, was mir schon generell gut gefällt, statt der immer wiederkehrende Werwolf, der von einem anderen Werwolf gebissen wird, sich im Vollmond verwandelt, Beute schlägt und ein sehr stereotyper Charakter des Gruselgenres, hingegen eine Wehrkatze bzw. Werpanther mehr Facetten bietet, basierend auf der  Mythologie unterschiedlicher Kontinente und Kulturen. 

Das Hörspiel ist eine Geschichte innerhalb einer Geschichte der Vergangenheit, in der es um Irene geht, die in ihrer aktuellen Zeit ihrem Geliebten Jenner die Ehe zurückweist, dann aber ihre Geschichte erzählt. Doch da hat Marc Gruppe entschieden, Irene nicht die Geschichten in einer Art inszenierten Monolog zu erzählen (was sicher auch gut funktioniert hätte, wenn sie wie eine Art Flashbacks erzählt hätte) sondern hat sehr gelungen die Geschichte ihrer Eltern in ein Hörspiel der Vergangenheit eingebetettet, um kurz vor Ende wieder bei Irene und Jenner zu sein. 

Die Geschichte innerhalb der Geschichte, sowie die Rahmengeschichte, ist toll erzählt und auch schön und spannend produziert. Hier und da zwar ein Tick zu lange Erzählstränge, die den gruseligen Schauer ein wenig abmildern, aber hier muss man auch bedenken, dass die Freigabe ab 14 Jahre ist und sollte daher auch für jugendliche Zuhörer entsprechend gestaltet sein. Stylistisch ist es nahezu perfekt, besonders die Geräuschkulissen des Waldes, die ausgewählte und eingespielte Musik und auch das bedrohliche Knurren und Fauchen des Panthers ist perfekt in die Szenerie eingebunden, nicht überfrachtend und auch nicht überzogen wird und bemerkenswert, die sehr authentische Klangfarbe, wo es Marcs und Stephans Geheimnis bleibt, woher die Tierlaute stammen, denn digitalisiert klingen sie so absolut gar nicht. Einen kleinen Abzug gebe ich dennoch dem Hörspiel, denn nach meinem persönlichen Geschmack gefällt mir die Stimmfarbe von Jessica Kessler nicht so gut. Also anders gesagt, sie macht ihre Rolle schon sehr gut, transportiert auch die Verzweiflung und Angst, besonders dann, als sie den Antrag zurückweist, sind die Emotionen da, wenn auch für meinen Geschmack ein Hauch zu hysterisch, auch wenn man in der Situation, wenn man sie sich vorstellt, dass auf einem ein Fluch lastet und man sich für Verrückt hält, nachvollziehen kann. Doch aufgrund der physischen Beschreibung vom Erzähler, wie Irene dargstellt wird, hätte ich mir doch etwas mehr katzenhaftigeres und unnahbareres in der Stimme vorstellen können und so fehlte für mich ein wenig der Schmelz einer geheimnisvolleren Verführerin, mit einem etwas tieferen Ton, vorgestellt (beispielsweise den, wie in Marianne Kehlau in "Gräfin Dracula, Tochters des Bösen vo Europa, bei ihrem ersten Auftritt auf die vier Reisenden mit dem legendären, schaurigen "Guten Abend" ihren Auftritt einleitet). Denn auch als Irene, anch dem Erzählen ihrer Geschichte, in der einbrechenden Nacht entschwindet, kommt das "Ich muss jetzt gehen" etwas zuuuuu... schlicht daher. Ein verführerisches, schnurrendes "ich muss dich jetzt verlassen...." und auf leisen Sohlen und geschmeidig mit der Nacht verschmelzen, hätte dem Hörspiel noch mehr Mystik und Schaurigkeit verliehen und eine gewisse Aura um Irene, die durch die Klangfarbe der Stimme etwas zu kurz kommt. 

Der Stammerzähler von Titania führt durch beide Geschichten, sowohl der beiden Liebenden im Jahr 1890, als auch die Ereignisse um Irenes Eltern in der abgelegenen Waldhütte, 20 Jahre zuvor und das in seiner gewohnten, ruhigen und sehr warmen Stimme. 

Ein sehr hörenswertes, elegantes Hörspiel mit einer schönen Schauerromantik, die vergangene Mystik und Legenden aufgreift.

Mein ganz persönliches Highlight in dieser Folge ist dass tiefe, aus der Kehle kommende, rollende Knurren und Fauchen. Ebenso irre gut umgesetzt sind diese beiden Abschnitte, als Irene mit der Erzählung der Geschehnisse endet und sagt "... ich bin das zweite Kind" und hierbei ein kurzer, musikalischer Tusch, unterlegt mit einem leichten Hall und Fauchen einer Großkatze, sowie die Verwandlung Irenes, was eine herausragende Leistung war, dieses dem Hörer zu vermitteln. 
Diese Geräuschkulisse, in dunkler Umgebung mit moderater Lautstärke.... verursacht einen herrlichen Schauer... 

Nastassja Kinski in Cat People by Paul Schrader, RKO Pictures 1982 Scene Night Rabbit





Hintergründe: 

Schon beim Lesen der Vorankündigung durch Titania Medien, kam mir der Plot nicht ganz unbekannt vor. Handelt es sich bei Ambrose Bierce "Das Auge des Pantherhs" (OT: The Eyes of the Panther), denn auch wenn ein Kommentator bei Amazon der Meinung ist (sein Posting kann man nicht als Rezension bezeichnen) würde man die filmische Umsetzung und der Kurzgeschichte von Ambrose Bierce Äpfel mit Birnen vergleichen, ist dies aber falsch, denn schaut man sich den Hintergrund genauer an, kann sehr wohl der Zusammenhang hergestellt werden, wie ich ihn hier darstelle.

Es ist richtig, dass Ambrose Bierce hier die Legende und den Mythos aus Amerika aufgreift und in eine gruselige Kurzgeschichte einbettet. Diese Kurzgeschichte wurde von dem Produzenten von RKO Pictures aufgegriffen und durch den Drehbuchautor DeWitt Bodeen entsprechend filmtauglich geschrieben, für die filmische Adapation aus dem Jahr 1942 unter der Regie von Jacques Tourneur, mit der Hauptrolle Simone Simon. Daraus folgten zwei weitere Spielfilmfolgen, die aber von der eigentlichen Grundgeschichte und Mythologie abrücken, sondern die Protagonistin Irene und ihren Geist in den Vordergrudn rücken.

Anfang der 80er Jahre griff der Regisseur Paul Schrader die Story im Auftrag für ebenfalls RKO Pictures, unter der erweiterten Vorlage von DeWitt Bodeen und erweiterte hier die Story, so bekam Irena einen Bruder an die Seite gestellt, der ebenfalls ein Werpanther ist und auch als blutrünstiges Monster dargestellt hat, der seine blutige Spur durch New Orleans zieht, stellt aber am Anfang die Mythologie des Leopardenkults dar und erzählt in der Mitte der Geschichte die Mytholgie der Opferung der Kinder an die Leoparden (vermutlich mit dem Hintergrund, Wilderungen in der primitven Bevölkerung zu verhindern und so die Leoparden zu füttern), die Seelen der Kinder Besitz der Leoparden nahmen und zu eben jene Mischwesen wurden und als Götter verehrt werden, was jedoch die Werkatzen zu Blutschändern werden lässt, die sich zur Fortpflanzung nur innerhalb der gleichen Gattung der Werkatzen vermehren und auch lieben können; sexuelle Interaktion zu "normalen" Menschen, lässt sie unweigerlich zu einem schwarzen Leoparden verwandeln, die töten müssen, um die menschliche Gestalt wieder annehmen zu können. Allerdings wird das im Film von Schrader ad absurdum geführt, denn der Bruder von Irena, Paul, verwandelt sich beim obsessiven Anstarren seiner schlafenden Schwester und Verwandlung in einem schäbbigen Puff, mit Ziel die Prostituierte zu töten, was aber misslingt und in durch den örtlichen Zoo in Gefangenschaft gerät. bis er vor den Augen seiner Schwester einen Zoowärter tötet, der den Käfig reinigen will, der Leopard sich aber nicht umverteilen lassen will. Unlogisch ist da auch, warum der Zoowärter einen Elektrostab mit einem Stück Fleisch an der Spitze, der am Arm gebunden wird, so weit in den Käfig reinhält, dass der Leopard ihn erwischt und den Arm ausreisst, woraufhin der Wärter verblutet und stirbt (die Vorgeschichte zwischen Wärter und Leopard wird im Buch besser herausgearbeitet, als im Film, denn da wird immer wieder eindringlich erzählt, wie der der Wärter den Panther bei jeder Fütterung und Pflegemaßnahme ärgert und sich doch von dem gefangen genommenen Panther angezogen fühlt und schon bei den Gedanken, den Käfig aufzusuchen und den Panther zu ärgern, eine Erektion hat und auch bei einer Piesackerei ejakuliert). 

Alles in allem hat das Remake, sowohl als Film, wie auch als Buchvorlage von Gary Brandner, veröffentlicht von Heyne "Die unheimlichen Bücher" eine sehr starke, sexuelle Komponente.

Gary Brandner; Buch zum Film "Katzenmenschen" Heyne Verlag



Für Großkatzenliebhaber wird weder im Hörspiel, noch in der Originalausgabe darauf eingegangen, welche Großkatze es ist und so wird Panther zu einer eigenen Gattung "erklärt" was aber nicht der Fall ist, denn Schwärzlinge kommen bei diversen Raubkatzen vor. So nehme ich an, dass Ambrose hier die amerikanische Mythologie der Jaguare im Kopf hatte, DeWittBodeen jedoch die Leoparden; witzigerweise aber im zweiten Film mit eingefärbten Pumas gearbeitet wurde, was man sowohl an der Kopfform erkennen kann, als auch in den Hintergrundinformationen, da Pumas leichter zu dressieren sind, als eigenwillige Leoparden, obwohl die Geschichte erzählt, dass schon die alten Ägypter Leoparden zähmten und als Jagd- und Schutztiere verwendeten und Ausgrabungen auch Leoparden mit Menschen in einem Grab vorgefunden wurden.

Die Geschichten der Verfilmungen haben daher schon einen Zusammenhang, da auch die Namen beinehalten wurden, des Möglichen Zwecks der Wiedererkennung, denn

Ambrose Bierce: Irena Marlowe
Levton / DeWittBodeen: Irena Dubrovna Reed
Paul Schrader / Gary Brandner: Irena Gallier

Und auch der Plot hat immer die gleichen Grundstimmung der Verleibtheit durch einen Mann und die Zurückweisung der Werpantherin. Im Laufe der Zeit wurde lediglich aus einem Anwalt ein Zoodirektor. 


Fail-Fact: Ich weiß nicht, welche Version Marc Gruppe als Vorlage vorliegen hatte und ob es sich dabei dann um einen Übersetzungsfehler handelte oder Marc den Script an dem Cover angepasst hat, denn in der Originalversion hat Irene laut Beschreinung "her eyes as gray-green, long and narrow" also grau-grüne Augen und keine blauen Augen.

RKO Pictures Cat People 1982 Opening Scene