domingo, 23 de julio de 2017

Titania Krimi Klassiker Folge 4: "Der Vampir von Sussex" - "Das gefleckte Band"



Autor: Sir Arthur Conan Doyle
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Krimi
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Audio CD (25. April 2005)
Anzahl Disks/Tonträger: 1
Verfügbarkeit: CD/Download
ISBN: 978-3-7857-3238-0


Klappentext:




London in den 1880er Jahren

Die junge Frau von Robert Ferguson wird wiederholt dabei ertappt, wie sie ihrem Kind das Blut aussaugt. Ist sie ein Vampir?

Im zweiten Fall werden der Meisterdetektiv und sein Freund Dr. Watson mit dem Rätsel um „Das gefleckte Band“ konfrontiert: Helen Stoner befürchtet, dass ihr bald ein schrecklicher Tod drohen könnte.

1. Teil, Der Vampir von Sussex, Track 1-5



Handlung:

Ein früher Wintersturm tobt um das Haus von Robert Ferguson in Sussex, als ihn Mrs. Madison, die Kinderfrau seines nicht ganz einjährigen Sohnes, erregt aufsucht. Mrs. Madison beobachtete, wie die Mutter des einjährigen Kindes, Mrs Ferguson, seine zweite Ehefrau, die aus Peru stammt, mit Blut bedeckten Lippen über dem knapp einjährigen Knaben beugt und diesen scheinbar in den Hals gebissen hat. Ist Mrs. Isabella Ferguson krank? Oder besessen? Oder gar ein Vampir? Oder verbirgt sich gar etwas anderes dahinter?

Die Unterhaltung zwischen Mrs Mason und Mr Ferguson findet ein jähes Ende, als Schreie aus dem Nebenzimmer ertönen und Isabella scheinbar wieder den Säugling gebissen hat, um sein Blut zu trinken und den Stiefsohn Jack, Mr. Fergusons Sohn aus erster Ehe, geschlagen hat. Jack bekräftigt die Vorwürfe des Vampirismus und behauptet seine Stiefmutter sei böse, eine Vampirin, die ihr Blut trinken wolle. Daraufhin verwehrt Robert Isabella den Zutritt zum Kinderzimmer.

Wie kommt nun Sherlock Holmes zu diesem Fall?

Die Story macht hier einen Schwenk in die Baker Street 221b und Watson ist zugegen, als Holmes einen sonderbaren Brief erhält. Die Kanzlei Morrison, Morrison und Dodd verweist ihren Kunden Robert Ferguson an Sherlock Holmes, als dieser um die Aufklärung eines Falles bittet, der angeblich mit Vampirismus in Zusammenhang stehen soll. Natürlich kann Holmes mit, wie er es ausdrückt, übernatürlichem Unsinn nichts anfangen, liest aber auch Fergusons Brief, der zeitgleich eintraf. Dieser Brief weckt jedoch sein Interesse augenblicklich und er übernimmt Mr. Fergusons Fall...


Rezension:

Der Vampir von Sussex dürfte wohl eher zu den unbekannteren Geschichten aus der Sherlock Holmes Reihe gehören, nimmt aber dennoch für sich einen besonderen Stellenwert ein. Warum das so ist? Nun, Mr. Holmes zählt ja eher zu den ausgesprochenen Vertretern der Logik und der Vernunft und so verspottet Sherlock regelrecht die Idee, es könne sich bei den Vorfällen um einen Fall von Vampirismus halten. Kurze Zeit bevor der Vampir von Sussex erschien, brachte Bram Stoker, den Urvater aller Vampire mit seinem Werk Dracula heraus, welches aber zu seiner Zeit weniger Beachtung fand. Ein kleiner Seitenhieb unter Bekannten also?

Auffallend bei diesem Werk von Titania ist, dass sie sich stark am Plot des literarischen Werks orientieren. Auch kleine Nebensächlichkeiten, wie den Hinweis auf den Fall, „Die Riesenratte von Sumatra“ haben sie mit ins Skript aufgenommen. Titanias Konzept der absolut hochkarätigen Sprecher, geht in diesem Fall besonders auf. So stellen die Sherlock Holmes Hösrpiele eine besondere Schwierigkeit dar, weil es zum einen eine Fülle an Konkurrenzvertonung gibt, mit der sie sich messen müssen und zum anderen ist der Vampir von Sussex nicht die stärkste Geschichte. Aber genau hier lässt sich erhören, welche Meisterleistung Titania mit diesem Werk vollbracht hat. Die Story hat viele Sprechteile, die in der Baker Street 221b geführt werden, wo eigentlich wenig Handlung in dem Sinne stattfindet, die man vertonen kann. Durch die absolut authentische Darstellung der Szenerie, das Rühren in einer Porzellantasse gefüllt mit Tee, leises Knistern im Kamin, Papier, welches in den Händen bewegt wird, all diese Geräusche sind perfekt aufeinander abgestimmt und so bildet sich ein plastisches Bild für den Zuhörer. Gleich zu Anfang überzeugt die geniale Gisela Fritsch mit ihrer Rolle als Mrs Mason,wie sie sehr glaubwürdig ihre Verzweiflung und Sorge als brave Hausdame zum Ausdruck bringt, Charles Rettinghaus brilliert als besorgter Familienvater, der zwischen Sorge um seine Familie und gleichzeitiger Hingabe und Abscheu gegen seine Frau und Ihre Taten schwankt. Joachim Tennstedt (bekannt u.a. als Deutscher Synchronsprecher von John Malkovich, Jim Belushi) als Sherlock Holmes und Detlef Bierstedt (Star Trek Fans erkennen ihn als die Synchronstimme von Will Riker, oder George Clooney) als Watson, überzeugen in ihren Rollen ebenfalls besonders. Sie harmonieren miteinander sehr gut und spielen sich gegenseitig die Bälle zu, ohne den anderen zu übertünchen. So kann man entspannt der latenten Hochnäsigkeit und Witz des Mr. Holmes lauschen und sich mit der Identifikationsfigur Watson gedanklich verbinden, der meist als Unwissender, nicht aber als Trottel dargestellt wird und sich aktiv an der Befragung der Klienten beteiligt. Und so ist es, dass wenn man die Story nicht kennt, bis zum Schluss nicht den gedanklichen Sprung zur Auflösung schafft. Insgesamt ist dies eine sehr gelungenes Titania Werk, welches sich eindeutig vom klassischen Hörspiel abhebt und Kino für die Ohren bietet.



2. Teil, Das gefleckte Band, Track 6-10.



Handlung:

Eines Morgens im April erwacht Watson um 07:15 Uhr, nachdem Sherlock Holmes, eigentlich ein Langschläfer, bereits vollständig gekleidet neben ihm steht. Der Grund dafür ist die junge Klientin Helen Stoner, die bereits aufgeregt vor Todesangst im Wohnzimmer wartet.

Sichtlich verängstigt und von den Vorgängen der Vergangenheit gezeichnet, schildert die Anfang 30 jährige Helen den Grund ihres Besuchs bei Holmes und Watson. Der Grund ist der mysteriöse Tod ihrer Zwillingsschwester Julia. Die beiden Schwestern lebten nach dem Tod ihrer Mutter, der vermögenden Witwe Stoner. auf dem heruntergewirtschafteten Familiensitz Stoke Moran, bei ihrem tyrannischen Stiefvater, Dr. Roylott, der durch seinen Jähzorn mit jedem Streit anfängt und zur Gewalttätigkeit neigt. Dr. Roylott, der zweite Ehemann von Helens und Julias Mutter, wurde zudem als Nachlassverwalter ihres Vermögens eingesetzt. Solange Julia und Helen bei ihm wohnten, sollte ihm eine jährliche Hohe Summe ausbezahlt werden. Im Falle einer Heirat der beiden Schwestern, sollte beiden eine gewisse Summe zur freien Verfügung stehen. Julia, die sich eigentlich in den Hochzeitsvorbereitungen befindet und sich dadurch für sich und Helen auf ein besseres Leben freut, erzählt ihrer Schwester von einem seltsamen pfeifenden Geräusch, welches sie des Nachts um 3 in ihrem Zimmer vernimmt. Kaum nachdem sie von diesem Geräusch erzählt hat, hört Helen ihre Schwester schreien und eilt ihr zur Hilfe. Julia, mit dem Tode ringend, kann nur noch die Worte herausbringen DAS BAND! DAS GEFLECKTE BAND! Und Helen vernimmt ebenfalls den mysteriösen Pfeifton... Da Helen selber ihre eigene Hochzeit plant, mittlerweile auch das uminöse Pfeifen hört und zu allem Überfluß noch aufgrund von Renovierungsarbeiten gezwungen ist in dem Todeszimmer ihrer Schwester zu nächtigen, befürchtet sie, sie könne das gleiche Schicksal wie Julia erleiden und lebt fortan in Todesangst.

Holmes und Watson entscheiden sich den Fall anzunehmen und beginnen mit den Vorbereitungen, noch am gleichen Tag die Reise nach Stoke Moran anzutreten.


Rezension:

Auch bei diesem Werk von Titania, war ich sehr überrascht, wie gut sie die Story originalgetreu erzählt haben, ohne sich dabei in Nebensächlichkeiten zu verstricken. Den ersten Kontakt mit Sherlock Holmes hatte ich bereits vor langer Zeit während meiner Schulzeit, in der wir im Unterricht die Adventures of Sherlock Holmes im Originaltext durchgenommen haben, wozu auch das gefleckte Band gehörte. Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben es mit diesem Werk geschafft, einen stimmigen Plot zu kreieren, bei dem die Spannungskurve stetig steigt. Besonders hervorzuheben sind auch hier wieder die hochkarätigen Sprecher, die man von den Werken von Titania gewohnt ist. Arriane Borbach (Sprechenrin von Helen Stoner und u.a. bekannt als Synchronsprecherin von Uma Thurman), die in diesem Hörspiel eine große Rolle inne hat, gefällt mir besonders gut, wie sich mit ihrer einzigartigen Stimmfarbe die ängstliche, verzweifelte Helen Stone einspricht. Man erlebt ihre Rolle derart intensiv, dass man sich genau in ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Rita Engelmann (und wieder werden sie Trekkies erkennen, nämlich als die Stimme von Beverly Crusher), die die liebevolle und zuversichtliche Rolle der Schwester Julia spricht, bringt Julias Tod so überzeugend rüber, dass ich fast fühlen konnte, wie ihr der Atem weg bleibt und sie anfängt zu röcheln. Heinz Ostermann übernimmt die Rolle des jähzornigen Dr. Roylott und spielt diese Rolle nicht minder überzeugend. All diese Merkmale sorgten dafür, dass ich beim entspannten Lauschen des Hörspiels so einige Gänsehautmomente hatte. Als bekennender Holmes Fan, und das darf gerne als Wink an Titania gelten, hätte ich nichts dagegen, wenn sie sich meinem absoluten Holmes Favoriten, Dem Hund von Baskerville annehmen würden 😉denn ich kenne einige Hörspiele aus der Holmes Reihe, auch von anderen Labels und aus früheren Produktionsjahren, aber bei keinem der mir bisher bekannten, ist die Gesamtwirkung so stimmig und so kann ich mit Sicherheit sagen, dass Titanias Rezept aus einem stimmigen Plot und hochkarätigen Sprechern wieder einmal aufgeht und kann damit eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

Ein kleiner Hinweis noch am Rande, solltet ihr Interesse an diesem Hörspiel haben, so könnt ihr es auch in der Neuauflage erwerben, aus der Reihe Titania Sherlock Holmes Folge 10. Mit neuer Musik abgemischt aber mit den bekannten Sprechern sind dann zusätzliche/folgende Holmes Hörspiele enthalten: Der Vampir von Sussex / Das gefleckte Band / Der Fall Milverton / Der Teufelsfuß.