viernes, 22 de diciembre de 2017

Titania Special Folge 13 „Der geheime Garten“





Autor: Frances Hodgson Burnett / Hörspielskript Marc Gruppe
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Belletristik-Jugendroman
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Audio CD (24. November 2017)
Anzahl Discs/Tonträger: 1
Verfügbarkeit: CD/Download
ISBN: 978-3-7857-5364-4



Klappentext:


Die zehnjährige Mary Lennox, Tochter eines in Indien stationierten englischen Kolonialbeamten, hat ihre Eltern während einer Cholera-Epidemie verloren. Sie soll daher zukünftig auf dem englischen Landsitz ihres Onkels leben. Das uralte Herrenhaus birgt für das eigensinnige Mädchen, das sich schwer tut, sich an das neue Leben und die ihr fremde Umgebung zu gewöhnen, so manche Überraschung...



Vorwort:


Die Zeit ist wieder mal gekommen in der Titania eine Special Folge rausgebracht hat. Dieses Jahr etwas später als gewöhnlich aber dennoch ist der Zeitpunkt exzellent gewählt, weil dieses Hörspiel wunderbar mit seinem Charakter in die besinnliche Vorweihnachtszeit passt. Dies wird auch die letzte Rezension von mir in diesem Jahr sein und auch ich werde die letzten Tage des Jahres gebührend genießen. Aber zuerst möchte ich euch dieses Special ans Herz legen und euch meine Eindrücke dazu schildern. Ich wünsche wie immer viel Spaß und los geht’s :-)



Handlung:


Das Jahr 1899. Die kleine Mary Lennox, ein ziemlich störrisches, mürrisches, dürres und hässliches kleines Mädchen, beginnt als frisches gebackenes Waisenkind ein neues Leben bei Ihrem Onkel, der nun der Vormund für sie sein soll, auf einem düsteren Herrensitz in England. Angekommen in England wird sie von der Hausdame Mrs. Medlock in Empfang genommen, die sie auf den Herrensitz Misselthwaite Manor, ein riesiger und dunkler Landsitz umgeben vom Moor, bringen soll und sich fortan um sie zu kümmern. Doch wie es scheint kommt Mary vom Regen in die Traufe. Ihr Onkel, Archibald Craven, Witwer, ein vom Leben gezeichneter und kranker Mann, der sehr zurückgezogen lebt, ist ihr zwar wohl gesonnen, wünscht aber jedoch nicht von seinem neuen Schützling gestört zu werden, nicht mal von seinem eigenen Sohn, Colin Craven und verbringt die meiste Zeit des Jahres nicht auf Misselthwaite Manor. Einzig sein Butler Mr. Pitcher hat näheren Kontakt zu ihm. Mrs Medlock, die sie mit harter Hand, mit Verboten und Auflagen führt und der Landsitz, der alles andere als eine Oase für Kinder ist, so scheint es zumindest... 

Martha Sowerby, ein Hausmädchen auf Misselthwaite, hat jedoch einen ungezwungenen Zugang zu Mary, aber auch, wie die gesamte Dienerschaft, wenig Zeit sich mit ihr zu beschäftigen. Die meiste Zeit verbringt Mary daher in der Natur, getreu dem Motto die Natur heilt die Wunden der Seele und verhilft zu einem Neuanfang, nach ihrem tragischen Verlust. Dort weisen sie der ebenfalls mürrische Gärtner Ben Weatherstaff und ein gewisses Rotkehlchen in die Geheimnisse von Misselthwaite ein.

Nach und nach blüht Mary auf, macht sich mehr und mehr mit ihrer Umgebung vertraut und findet sogar einen Freund in Dickon Sowerby, dem Bruder des Hausmädchens, bis sie eine Entdeckung macht, den geheimen Garten, was wiederum eine Kette von Ereignissen lostritt... So entdeckt sie den ebenfalls zurückgezogen lebenden, widerspenstigen und eingebildet kranken Colin Craven, der unter Tobsuchtsanfällen leidet und die Dienerschaft mitunter schlecht behandelt, im Glauben er sei sterbenskrank. Doch die kleine Mary lässt sich durch nichts aufhalten und krempelt Misselthwaite und seine Bewohner durch ihre Art gehörig um und befreit sie nach und nach aus ihrer Lethargie.



Rezension:


Vorab möchte ich euch sagen, dass es mir eine Ehre ist, euch solch ein schönes Hörspiel durch meine Rezension näherzubringen. Der geheime Garten ist an sich eine wunderbare Geschichte, die nicht besser in diese Zeit passen könnte und die ich bereits aus Verfilmungen kenne. Natürlich sind die bewegten Bilder auch eine tolle Zeit der Unterhaltung, aber ein Hörspiel lässt einen, wenn es gut gemacht ist, noch was entspannter und tiefer in die Geschichte eintauchen. Man kann es sich gemütlich machen, entspannt zurücklehnen, die Augen schließen und seiner Phantasie freien lauf lassen und das gehörte zu gedanklichen Bildern formen. Eine Ehre ist es aber auch, weil dies ein high class Hörspiel ist und sich einige Hörspiel-Legenden die Ehre erweisen und die Charaktere mit ihren Stimmen und ihrem Ausdruck zum Leben erwecken.

Es ist eine wunderbare Geschichte, weil sie an unsere Grundwerte erinnert, die wir heute so oft aus den Augen verlieren, an den Blick auf die kleinen Dinge im Leben, die Natur und ihre Schönheit, das nach vorne schauen, egal wie groß der Schmerz auch ist, Chancen wahrzunehmen, einen Verlust auch nach vielen Jahren endlich zu verarbeiten, die Fürsorge füreinander und das Liebevolle und dass sich alles zum Guten wenden kann. Darum ist es eine herrliche und herzerwärmende Geschichte, die wunderbar in unsere Zeit passt und ganz besonders in die Vorweihnachtszeit. Wenn ihr die Geschichte im Originaltext in Englischer Version nachlesen wollt, so könnt ihr sie sogar kostenfrei beim Projekt Gutenberg abrufen: http://www.gutenberg.org/files/17396/17396-h/17396-h.htm

Mit seinem Hörspiel Skript beweist Marc Gruppe mal wieder, dass er auch eine umfangreiche Vorlage zu einem stimmigen Skript umschreiben kann, indem er die Kernessenz der Kapitel gekonnt herausschreibt und so einen stimmigen Plot kreiert. Das ist ihm hier sehr gut gelungen. Die Vertonung ist auch eine Meisterleistung und unterstützt durch ihre Akzentuierung das jeweilige Ambiente der verschiedenen Situationen. Die Musik unterstreicht sanft die Stimmung durch Klavier, klassische Geige, Blas- und Streichinstrumente und wirkt nie überlagernd, sodass die Szenerie gut untermalt wird, aber die Sprecher nie stört. Bodo Primus übernimmt die Rolle des Märchenerzählers und seine sanfte Stimme nimmt einen auf, umarmt einen und begleitet durch die Geschichte und die Abenteuer der kleinen Mary. Diese wird von Uschi Hugo gesprochen. Uschi´s Stimme kennt ihr bestimmt als Synchronstimme einiger Hollywood Blockbuster wie X-Men, Pitch Perfect and the list goes on.... Für erwachsene Synchronsprecher ist es ja oft schwierig ein Kind darzustellen (Mary ist 10 Jahre und Uschi Hugo nun mal nicht mehr 10) aber das gelingt ihr durch ihren Ausdruck und ihre Stimmfarbe ausgezeichnet, es wirkt nie gestellt, nie zu kindisch oder zu piepsig. Auf Mary´s Synchronstimme war ich sehr gespannt und muss sagen, dass es Uschi Hugo sehr gut gelungen ist.

Aber die Liste der Hörspiel Legenden hört natürlich hier noch nicht auf und geht weiter. Die Hausdame Mrs. Medlock wird von meiner persönlichen Göttin des Hörspiels, von Dagmar von Kurmin gesprochen und ich liebe es. Zum Glück hat sie einen großen Sprechteil und übernimmt den Part der strengen Hausdame, mal auch Hausdrache, die eigentlich aber immer der gute Geist des Hauses ist. Sie ist einfach ein absoluter Profi und das hört man auch, Ausdruck, Stimmlage, Tempo, bei ihr merkt man einfach ihr schauspielerisches Talent sofort und es ist ein absoluter Genuss ihr zuzuhören. Thomas Balou Martin übernimmt die Rolle des Butlers Mr. Pitcher und wenn ihr seine Stimme aus anderen Hörspielwerken kennt, dann könnt ihr hier sein großes Talent erhören, was er mit seiner Stimme darstellen kann. Er deckt eine breite Bandbreite mit seiner Stimmfarbe ab und klingt ganz anders als sonst, angepasst an seine Rolle halt und das macht er perfekt. Man nimmt ihm die Rolle des noblen Dieners sofort ab. Vergleicht es mal mit seinen anderen Werken, ihr werdet überrascht sein. Das Hausmädchen Martha Sowerby spricht Reinhilt Schneider und auch bei ihr bin ich mir sehr sicher, dass ihr ihre Stimme kennt, es sei denn ihr lebt unter einem Stein :D Reinhilt Schneider ist aus unzähligen Produktionen Bekannt, aus Film und Fernsehen und vor allem aus Hörspielproduktionen so hat sie viele Prinzessinenrollen gesprochen und Hörspielfans kennen sie sicher aus einigen Produktionen wie Hanni und Nanni, Schrumpelmei oder den Produktionen des Labels Europa, also eine wahre Größe der Synchronstimmen. Sie hat noch immer ihre jugendliche Stimme behalten und man nimmt ihr hier die Rolle des vor guter Laune überschäumenden Hausmädchens, die gerne was redselig ist, sofort ab. Ihr Bruder, Dickon Sowerby, ein freundlicher Zeitgenosse, der einen besonderen, magischen Zugang zu Tieren hat und den jeder kennt und mag, spricht Jannik Endemann. Ja, man könnte sagen, dass Talente vererbbar sind. Jannik ist der Sohn von Reinhilt Schneider und ebenfalls aus vielen Produktionen bekannt wie Käptn Blaubär, TKKG und als Synchronsprecher ausländischer Kollegen, der die Rolle glaubhaft und immer positiv gestimmt spielt.

Die Rolle des Gärtners Ben Weatherstaff übernimmt eine weitere Größe, ein Urgestein der Synchronsprecher und Schauspieler. Horst Naumann, oder sollte ich sagen Dr. Römer (Schwarzwaldklinik) Dr. Schröder (Das Traumschiff) :-) Hörspielfans ist auch er natürlich ein Begriff aus den Werken des Labels Europa und Titania. Seine raue Stimme passt perfekt zu der Rolle des mürrischen alten Gärtners. Matthias Lühn ist für die Rolle des Vaters Archibald Craven zuständig, eine kleinere Rolle hier aber nicht minder Eindrucksvoll. Seine warme Stimme spiegelt die Person des wohlgestellten Herren, gefangen in seiner Trauer, mit dem Gefühl im Leben bei seinem Sohn versagt zu haben wunderbar wieder. Die Szenen, in denen er all sein Leid ablegt und sich wieder dem Leben und seiner gebliebenen Familie öffnet gehen wahrlich ans Herz. Sein Sohn, Colin Craven, wird von Tom Raczko (ihre kennt ihn vielleicht aus Serien wie u.a. als Stimme von Nick aus der U.S. Serie Missing, Doctor Who oder Da Vinci´s Demons) eingesprochen und seine Arbeit war sicherlich nicht leicht. Man spürt förmlich, wie er sich in die Rolle des eingebildeten Kranken und unter Tobsuchtsanfällen leidenden Jungen hineingefühlt hat und das bereitete mir Gänsehautmomente während des Zuhörens. Eine kleinere Rolle wird Marie Bierstedt zuteil. Und wenn euch ihr Nachname bekannt vorkommen sollte, dann liegt ihr richtig, sie ist die Tochter von Detlef Bierstedt, den wir ja auch aus Hörspielproduktionen kennen, unter anderem aus der Titania Sherlock Holmes Reihe. Sie spricht die verstorbene Ehefrau von Archibald Craven, Lilian Craven, seine liebende Gattin, welche ihm im Traum erscheint. Ihr seht also, Titania zündet mit seinem diesjährigen Special ein wahres Feuerwerk an tollen Sprechern und einigen Hörspiel Legenden. Mit diesem Hörspiel könnt ihr nichts falsch machen, weil es durch ein durchweg stimmiges Konzept besticht. Eine wunderbare Geschichte, erstklassige Sprecher, eine tolle Szenerie, angefangen von der Anfangsszene im Bahnhof über die Szenen im Garten mit liebevoller Atmosphäre durch sanftes Vogelzwitschern und wehenden Bäumen und Gräsern im Wind, oder die Örtlichkeit des 600 Jahre alten, düsteren Herrenhauses mit ca. 100 Zimmern. Die Vertonung passt immer und stellt genau das dar, was sie soll und das immer perfekt abgestimmt.

Alles in allem war es ein absoluter Hochgenuss, das diesjährige Titania Special zu hören und ich kann es auch nur wärmstens empfehlen. Gönnt euch diese kleine Auszeit im vorweihnachtlichen Stress. Es ist ein herzerwärmendes Hörspiel, durchaus für Erwachsene, was ihr aber auch mit Kindern hören könnt. Für die ganze Familie sozusagen. Und wenn euch die Geschichte irgendwie an den kleinen Lord Fauntleroy erinnert, dann liegt ihr richtig, denn sie stammt von der selben Autorin, von Frances Hodgson Burnett.

Das war die letzte Rezension von meiner Seite aus für dieses Jahr. Wie immer wünschen wir euch viel Spaß beim Hörspiel Hören, habt ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Und denkt dran, in vielen kleinen Dingen wohnt ein Zauber inne, ein neuer Anfang für wunderbare Zeiten.



Bis zum nächsten Jahr.

Eure Hörspielfans Marcel und Matt.

miércoles, 20 de diciembre de 2017

Sherlock Holmes Folge 32 „Der Griechische Dolmetscher“





Autor: Sir Arthur Conan Doyle/Hörspielskript Marc Gruppe
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Krimi
Laufzeit: ca. 55 Minuten
Audio CD (24. November 2017)
Anzahl Discs/Tonträger: 1
Verfügbarkeit: CD/Download
ISBN:978-3-7857-5547-1



Klappentext:


Zu Dr. Watsons großer Überraschung erfährt er, dass Sherlock Holmes einen Bruder namens Mycroft hat, dessen Geistesgabe, nach Angaben des Meisterdetektivs, die seinen sogar noch übertreffen! Mycroft Holmes macht die beiden Bewohner der Baker-Street 221b im Diogenes-Club mit einem Nachbarn bekannt. Mr. Melas ist Dolmetscher für die griechische Sprache und hat von sehr seltsamen Ereignissen zu berichten...



Vorwort:


Liebe Freunde des Hörspiels, liebe Holmes Fans, das Jahr neigt sich dem Ende zu und diese Holmes Episode wird für dieses Jahr die letzte sein, bevor Titania mit Sherlock in eine kleine Pause geht, um die Reihe dann im Frühjahr 2018 fortzuführen. Aber keine Sorge, Titania wird uns und unsere Ohren nach ihrer verdienten Winterpause mit wunderbaren Hörspielen versorgen und soviel vorab, für die Holmes Fans unter euch werde ich die ein oder andere Episode aus der Titania Krimi Klassiker Reihe aufgreifen und so die Zeit versüßen.

Aber genug der kleinen Ausblicke, denn hier geht es ja vorrangig um den Griechischen Dolmetscher. Ich persönlich mag diese Folge sehr, denn diese Episode hält eine Überraschung bereit, die für den Charakter Holmes eine kleine Sensation bedeutet und ist recht umfangreich, aber lest/hört selbst 😊



Handlung:


An einem Sommernachtmittag, bei Tee in der berühmten Baker Street 221b, diskutieren Holmes und Watson über die Vererbbarkeit von besonderen Begabungen. Uneins in ihren Meinungen – Holmes vertritt die Ansicht, dass eindeutig die Vererbung eine große Rolle spielt, Watson dagegen, dass besondere Talente, so auch Holmes Begabung für das Deduzieren, den eigenen Bemühungen seit Jugend zu verdanken sei. Um seine Theorie zu bekräftigen, schildert Holmes einen Einblick aus seiner Herkunft und Familie. So erfahren wir, dass seine Ahnen Englische Landedelleute waren, seine Großmutter eine Schwester eines Französischen Künstlers war und dass sein Bruder, Mycroft Holmes, ja, ihr lest richtig, Holmes hat einen lebendigen Bruder, die besondere Gabe des Deduzierens und den Holmes typischen Scharfsinn im größeren Maße als er selbst geerbt hat.

Sichtlich überrascht, so hielt Watson ihn doch für einen Waisen, wie wir alle vermutlich, den letzten seiner Familie, erfragt er weitere Details über Mycroft Holmes. Des Abends beschließen die beiden Freunde Holmes Bruder einen Besuch abzustatten, in einem Club, in dem Mycroft des häufigeren verkehrt, dem Diogenes-Club, der schon fast wieder in Anti-Club ist, weil er die clubunfähigsten Gentlemen der Stadt beherbergt und Konversation in höchstem Maße unerwünscht und untersagt ist, außer ein einem bestimmten Raum, wo Flüsterton gestattet ist.

Dort im Diogenes-Club wird Watson auch gleich Zeuge eines Deduzierduells zwischen Sherlock und seinem Bruder und kann nunmehr erstaunt zusehen, wie die beiden Brüder sich gegenseitig übertreffen und er selber, wie so oft, unwissend ist. Der nächste Fall für den Meisterdetektiv lässt natürlich auch nicht lange auf sich warten. So stellt Mycroft den Griechischen Dolmetscher Mr. Melas vor, der sich mit seinem Problem an Mycroft gewandt hatte. Zwei Herren, Mr. Harold Latimer und Wilson Kemp waren auf die Übersetzungsdienste von Mr. Melas angewiesen und entführten ihn zu diesem Zweck in ein abgelegenes Anwesen, wo er Zeuge einer schauderhaften Situation wurde. Ein offensichtlich nur Griechisch sprechender Mann, der gegen seinen Willen in dem Anwesen gefangen und gequält wurde, sollte mit Hilfe der Sprachkenntnisse von Mr. Melas unter Druck gesetzt werden, um seine Einwilligung zur Unterzeichnung bestimmter Dokumente zu geben. Unbemerkt der beiden Schurken, fragt der Dolmetscher den Gefangenen mit kleinen Zusatzfragen aus, wer er ist, wo sie sich befinden, um mehr über die Situation herauszufinden. Gerade als ihm der Durchbruch gelingen will und er entscheidende Informationen erhaschen könnte, betritt ungeplant eine junge Dame, Sophia Kratides, den Raum, die in enger Verbindung zu dem Gefangenen steht, aber augenscheinlich nichts von dessen Anwesenheit und Schicksal wusste. So löst sich die Situation auf, Mr. Melas wird unter scharfen Androhungen wieder hinfort gebracht und an einem ihm unbekannten Ort frei gelassen. Da ihm aber das Schicksal der jungen Dame und des Gefangenen nicht aus dem Kopf geht und am Herzen liegt, überwindet er die Angst vor den Drohungen und vertraut sich seinem Nachbarn, Mycroft Holmes an. Da Mycroft aber viel zu bequem ist und das Kriminalisieren seinem Bruder eher liegt, entschließt Sherlock sich dem Fall anzunehmen und so beginnt die weitere Geschichte und ein Wettlauf gegen die Zeit...



Rezension:


Der Griechische Dolmetscher ist wohl einer der besonderen Holmes Fälle. Zum einen, weil man einiges über das Privatleben von Sherlock erfährt, was Doyle sonst weitestgehend vermeidet und so im Dunkeln bleibt. So tritt sein Bruder Mycroft in den Kanon Erzählungen nur zwei mal auf und hier erfährt Watson überhaupt von seiner Existenz. Zum anderen unterscheidet sich die Story von den meisten anderen Holmes Fällen. Natürlich ist auch hier wieder der typische Scharfsinn vorhanden, spielt aber fast schon, bis auf die Anfangsszene beim Deduzierduell im Diogenes-Club, eine untergeordnete Rolle. In dieser Folge haben sie es mit gefährlichen Schurken zu tun, die auch nicht vor der Ausübung von Gewalt keineswegs zurückschrecken und da sie sich dem Fall angenommen haben, haben sich selber in akute Gefahr gebracht und so ist dies auch ein Hörspiel, welches sich durch eine stets ansteigende Spannungskurve auszeichnet und in einem dramatischen Höhepunkt gipfelt. Also eher Holmes untypisch, findet ihr nicht auch?

Marc Gruppe hat sich auch hier wieder eng an die originale Story gehalten und so fallen mir nur zwei Unterschiede auf. Direkt in der Anfangsszene wird im Original noch zusätzlich Sherlocks Einstellung gegenüber dem weiblichen Geschlecht geschildert, das hat Marc Gruppe weggelassen, was aber für die Story im Ganzen keinen Nachteil bedeutet. Der zweite Part, der hier im Hörspiel leicht anders als im Original dargestellt wird, befindet sich gegen Ende. Als die Gruppe der Ermittler sich Zugang zum Anwesen der Schurken Latimer und Kemp verschaffen will, verweist Doyle im Original darauf, dass Sherlock einen Revolver bei sich trägt und das Fenster wie ein Meisterdieb aufbricht, um Zugang zum Anwesen zu bekommen, sodass der anwesende Inspektor darauf hinweist, dass es ein Glück sei, dass Sherlock auf der richtigen Seite des Gesetzes stünde. Dadurch bekommt der Charakter etwas verwegeneres. Hr. Gruppe wählte hier einen anderen Weg. So entdeckt Sherlock im Hörspiel, dass das Fenster bereits geöffnet ist, was er dann mit einer gehörigen Portion Süffisanz gegenüber der Gruppe kund tut und so stellt Marc Gruppe Sherlock etwas weniger verwegen dar, dafür eher in seiner typischen Überlegenheit und mit was spöttischem Humor. Das Ende im Originaltext finde ich zu Abrupt. Doyle handelt dies in ein paar kurzen Sätzen ab, indem er die Notizen von Watson niederschreibt. Marc Gruppe hat daraus Dialoge geschrieben, indem er die Ermittlergruppe nochmals zusammenkommen lässt. Wie gesagt, was mir bei Titania sehr gut gefällt, dass sie sich schon eng an die Vorlage halten, aber an den richtigen Stellen die richtigen Justierungen vornehmem. Das werdet ihr feststellen, wenn ihr die Originale kennt und in den Genuss der Hörspiele kommt.

Die Besetzung ist auch diesmal wieder erstklassig. Natürlich ist wieder das bekannte Duo Joachim Tennstedt (Holmes) und Detlef Bierstedt (Watson) mit dabei, in gewohnter Professionalität. Tennstedt klingt bei den Flüsterszenen im Diogenes-Club mit seinem Bruder fast schon vergnügt und man spürt die Freude, die es ihm macht, sich mit seinem Bruder Mycroft auszutauschen. Bierstedt leistet diesmal ganze Arbeit, indem er seine pure Verwunderung ausdrückt, sich verschluckend an feinem Englischen Tee, ein doch so elementares Detail über seinen Freund erst jetzt zu erfahren, wechselnd hinzu Britischer Empörtheit, nicht schon eher informiert worden zu sein, köstlich, dass man fast denken könnte Detlef Bierstedt habe Englische Wurzeln :-)

Mycroft Holmes, ein gemütlicher, stattlicher und übergewichtiger Mann, wird von Thomas Balou Martin gesprochen und ich bin mir fast sicher, dass ihr seine Stimme kennt, aus Film und Fernsehen und selbst, wenn ihr noch kein Hörspiel gehört habt, dann kennt ihr ihn als Schauspieler Deutscher Serien, wie zum Beispiel Tatort. Er lässt seine Stimme für Mycroft etwas dunkler und rauer klingen, wodurch man sich sehr gut bildlich einen gemütlichen und kräftigen Mann vorstellen kann, der seinen Bruder auch mal schelten kann. Der Griechische Dolmetscher wird hier von Georg Tryphon eingesprochen. Wenn ihr die Werke von Loriot kennt, dann sollte euch seine Stimme daher bekannt vorkommen, unter anderem von Ödipussi. Und ich muss sagen, er landet mit seiner Arbeit eine Punktlandung. Mr. Melas (Der Griechische Dolmetscher) ist ein ängstlich wirkender Charakter, der sich von den Drohungen der beiden Schurken leicht beeindrucken lässt und mit jeder Silbe nimmt man ihm seine Vorsicht und Angst ab, sodass man schon Mitleid mit dem armen Kerl hat und in der Situation, in der er sich befindet. Das Duo der beiden Schurken wird von Timmo Niesner (Harold Latimer) und Helmut Winkelmann (Wilson Kemp) gesprochen. Timmo Niesner hat mich doch sehr überrascht und auch seine Stimme müsste euch auf jeden Fall bekannt sein. Er ist die Deutsche Synchronstimme von Frodo und so hatte ich für einen Bruchteil einer Sekunde das innerliche Bild vor Augen, dass Frodo in einer Droschke sitzend plötzlich garstig geworden ist und Mr. Melas bedroht. Wie gesagt, das hielt aber nur für eine Millisekunde an, denn Timmo legt eine Meisterleistung auf die Mikros mit seiner Vertonung. Ich war derart überrascht, vom dem Wechsel des sympathischen und höflichen Gentleman, mit leichtem Unterton in der Stimme, der nichts gutes erahnen lässt, man sich aber gut vorstellen kann, dass die arme Sophia Kratides auf seine Verführung und das Vortäuschen von Liebe hereingefallen ist, hin zum plötzlichen Kriminellen mit deutlicher Grobheit, sodass ich mich schon fast als Fahrgast in der Droschke sah, mit Entsetzen und Ungewissheit, wohin die Reise geht. Helmut Winkelmann spricht den zweiten Schurken, Wilson Kemp, der kein Geheimnis aus seiner Grobheit und Gewalt macht und das nimmt man ihm auch ab. Seine Stimme hat mich so manches mal während des Hörspiels erschaudern lassen, vor allem die Teile, wo er zur Untermalung so ein leicht dämonisches Lachen einsetzt. Ein absoluter Höhepunkt, der mich auch sehr mitgenommen hat, ist die Sprechleistung von Sascha von Zambelly und Annina Braunmiller-Jest. Sie sprechen das Griechische Geschwister Paar und wie ich schon ein einer anderen Rezension schrieb, kann Sascha von Zambelly mit seiner Stimme eine sehr breite Gefühlspalette darstellen. Die beiden spielen die Szene, als sie im Haus der beiden Schurken aufeinandertreffen so dramatisch, dass einem der Atem stockt. Lutz Reichert spielt wieder den Kommissar Lestrade, der diesmal eine kleine Rolle inne hat, ein wenig stotternd, aber im typisch Sherlock Holmes unterlegenen Stil.

Also abschließend muss ich sagen, dass dies eine absolut gelungene Hörspielproduktion von Titania ist. All die Vorzüge, die Titania ausmachen, sei es das Gespür von Marc Gruppe für ein stimmiges Skript, nah am Original, aber auch mal mit kleinen Feinheiten der Verbesserung, oder die Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die jede Szene super authentisch darstellt -alleine die Szenerie auf den Londoner Straßen, ihr werdet es lieben- bis zur Auswahl und Leistung der first class Sprecher, könnt ihr hier hören, ein wirklich gelungenes und empfehlenswertes Hörspiel, auch für nicht Holmes Fans, wie ich finde.

Ich wünsche euch wie immer viel Spaß auf den Ohren, bis zum nächsten Jahr, wenn die Holmes Winterpause vorbei ist.