jueves, 29 de junio de 2017

Gruselkabinett Folge 123: "Die Zeitmaschine"



Die Zeitmaschine
Autor: H.G. Wells
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Sci-Fi, Steampunk
Laufzeit: ca. 58 Minuten
Verfügbarkeit: CD / Download
ISBN: 978-3-7857-5455-9

Klappentext:

1894 im viktorianischen England: Die beiden Gäste des Zeitreisenden staunen nicht schlecht, als der Wissenschaftler ihnen eröffnet, dass seiner Meinung nach, die Zeit lediglich die vierte Dimension darstellt und er selbst zudem eine Maschine konstruiert habe, mit der es zukünftig möglich sein soll, sich vor und zurück durch die Zeit zu bewegen! 

Handlung:

Den ungläubigen Zuhörern erzählt der Zeitreisende, eine Maschine entwickelt zu haben, mit der es möglich ist, durch Zeit und Raum zu reisen. Um seine Behauptung auch zu beweisen, begibt sich der Zeitreisende auf eine Reise in eine ungewisse Zukunft und 'landet' im Jahr 802.701 und findet eine Welt vor, von zwei gegensätzlichen Lebensarten. Die Elois, die den Menschen der Vergangenheit gleichen und doch in sich ähnlich aussehen und im Tageslicht leben, sowie die im Untergrund lebenden Morlocks, eine, wie es scheint, sich zurückentwickelte, an Affen erinnernde Art, die, so der erste Anschein, den Elois dienen und diesen ein bequemes Leben ermöglichen. Der Zeitreisende trifft immer wieder auf Angst und Zurückweisungen, wenn er mehr über die Menschen der Zukunft erfahren will und stellt auch dabei fest, dass die Elois sich nur bei tageslicht bewegen und in der Dunkelheit sich ängstlich und ruhig verhalten.
Bei der Erforschung der Umgebung in der Zukunft, stellt sich jedoch heraus, dass nicht die Elois die herrschende Klasse sind, sondern die Morlocks, die den Elois ein angenehmes Leben ermöglichen, aber nur bis zu einem gewissen Alter, um sich dann von den Elois kanibalistisch zu ernähren.

Eine zarte Zuneigung entfacht sich zwischen dem Zeitreisenden und dem Mädchen der Elois Weena, doch als der Zeitreisende von den Morlocks angegriffen wird, flieht dieser mit seiner Zeitmaschine zurück in seine Zeit und wird dabei von den Zuhörern empfangen. Das Mitbringsel, was der Zeitreisende noch bei sich hat, eine Blume von Weena, ist in der victorianischen Zeit noch nicht bekannt und unter dem Beisein von Firby, reist der Zeitreisende mit einem Fotoautomaten noch einmal in die Zukunft...

Rezension:

Weiter geht es bei Titania Medien mit einer weiteren Romanvorlage von H.G. Wells. Die Zeitmaschine (The Time Machine) aus dem Jahr 1895 und legte mit der Sci-Fi Geschichte ebenso einen Grundstein zum Steampunk.

Sicherlich kennen viele die Verfilmung aus dem Jahr 1960 mit Rod Taylor als Zeitreisender und Yvette Mimieux, als Zugehörige der Eloi Weena und zugegeben, ich habe das erste Mal den Film in sehr jungen Jahren gesehen und mich vor den Morlocks total gefürchtet und deren Boshaftigkeit und Kanibalismus. Heute schaue ich mir immer noch gernde den Film an, auch wenn es mich dabei nicht mehr so gruselt, wie als Kind.
Eine weitere, markante Verfilmung wurde von H.G. Wells Urenkel, Simon Wells, im Jahr 2002 unter dem gleichnamigen Buchtitel "The Time Machine" veröffentlicht und war seinerzeit mit einem Oscar für das beste Make-Up nominiert, erhielt aber mehr schlechte Kritiken. Aber um die Filme geht es hier ja nicht, sondern um das Hörspiel.

Also: Ich mag ja mehr so das klassische Genre des Grusels und der Schauerromantik und weniger den Stil des Adventures und aufgrund der Vorlage und des Hörens wird das Steampunk-Element, wie bei anderen Hörspielen nicht so rausgearbetiet.

Ihr denkt wahrscheinlich, jetzt kommt eine eher negative Kritik?

Das Hörspiel ist AHHHHHH! Ich bin total begeistert von dem Hörspiel. Die Eingangsmusik, ja da habe ich nochmal zurückgeskipped und schon geht es auch los. Der Zeitreisende, der seine Zeitmaschine vorstellt und die blasierten, arroganten Snobs in ihrer Ungläubigkeit, bemannt mit diesem "Gerät" durch die Zeit reisen kann. Ja, sogar kleine Lästereien hinter vorgehaltener Hand wurden gekonnt gesetzt, wie man sie auch aus den Ausgaben von Sherlock Holmes, ebenfalls von Titania Medien, kennt. Genau so stellt man sich die gehobene, englische Klasse im victorianischen England vor. 
Sehr gut ist auch die bekannte Stimme von Marianne Mosa, die man ja oft in diversen Hörspielen hört, als Haushälterin des Zeitreisenden. Diese Stimmfärbung einer leicht demütigen Haushälterin, die aber ebenso an die Eigenheiten ihres Dienstherren schon gewohnt ist und eine gewisse Lässigkeit durchschimmern lässt. Eine Haltung, das die Haushälterin eigentlich nichts mehr erschüttern kann.

Und nun kommt ein Tipp von mir: Wenn der Zeireisende (eingesprochen von Sascha von Zambelly) seine Reise in die Zukunft startet, da wirklich am besten Kopfhörer aufsetzen und Euer "Soundausgabegerät" hochregulieren und die Augen schließen. Die dann einsetzende Musik und Geräuschkulisse, kurze Erklärung vom Zeitreisenden, zieht Euch wirklich mit in den Strudel der Zeitreise. Wahnsinn! Man möchte sich an liebsten irgendwo festhalten, so hat es zumindest mich regelrecht "mitgerissen".
Lasst einfach die Augen geschlossen und hört weiter gespannt der Ankunft in der Zukunft. Der Zeireisende, der auf die Elois trifft, die Verwunderung über deren Desinteresse an allem und eigentlich auch an die Menschen der Eloi. 
Vor dem geistigen Auge, wenn man jetzt nicht die Verfilmung versucht zu visualisieren, bilden sich die Wälder, Bäche und auch die androgynen Elois, die sich alle sehr ähnlich sind, Männer ganz ohne Bartwuchs und deren Naivität.

Sehr schön ist immer der Wechsel des Erzählstils, zwischen dem Erzähler und dem Zeitreisenden. Zum einen führt der Erzähler durch die Geschichte und wird durch den Zeitreisenden 'gespielt' und man bekommt auch den Zugang zu den Gedanken und Gefühlen über die menschliche Rasse der Elois in der Zukunft, sowie, etwas später über die Morlocks, die er anfänglich für die Arbeiterklasse hält, die im Dunklen und unter der Erde leben und den Elois am Sonnenlicht zu dienen haben. Ein schöner Anklang der Empörung, die Feststellung, dass auch Ausbeutung von Menschen in der Zukunft nach wie vor betrieben wird, bis es eben zur tatsächlichen Erkenntnis kommt, dass die Evolution eine andere Richtung genommen hat und nicht die Morlocks die dienende Klasse ist, sondern die Elois die Nahrungsgrundlage der Morlocks sind.

Herausragend ist die Leistung von Annina Braunmiller-Jest (die Sprecherin von Peaches aus Ice-Age, sowie Kristen Stewart aus den Verfilmungen von Twilight). Richtig schön und auch befremdlich spricht sie die Eloi 'Weena' ein und immer diese herrliche Naivität, um dann wieder den Wechsel zur Angst hin, wenn der Zeitreisende ihr immer bohrendere Fragen stellt und diesen kindlich ausweicht und flehentlich bittet, nicht immer zu fragen, sondern einfach so zu sein, wie die Elois, um dann wieder das zarte Gefühl der Liebe zum Zeitreisenden zuzulassen.

Ein wirkliches Happy-End gibt es in der Geschichte, wie auch in der Originalvorlage nicht, aber sie endet mit einem Gedanken an die Zuneigung, vielleicht auch Liebe...

Ein sehr gelungenes Adventure-Hörspiel, mit einer kleinen Prise Grusel versehen und toller Geräuschkulisse und exzellenten Sprechern, die diesmal, aufgrund der Vorlage, nur mit wenigern Sprechern auskommt. Marc Gruppe hat auch hier sein ganzes Können wieder unter Beweis gestellt, eine literarische Vorlage so umzuschreiben, dass alle wichtigen Elemente vorhanden sind und sich auch eng an die Ortsumschreibungen gehalten, wie man sie aus dem Buch (und/oder Film) kennt und auch das Cover der CD, illustriert von Ertugrul Edirne, verspricht. Ebenso hat Marc auch wieder einen Cameo für sich und ist einer der bösen Morlocks.

Die knappe Stunde vergeht richtig fix und ja, wenn der Endsatz läuft, dachte ich mir "Schade. Schon aus?!" hätte ja schon gerne weiter gehört, wie der Zeitreisende seine Zeit in der Zukunft verbringt... 😄

Oscars kann ich für das Hörspiel "Die Zeitmaschine" weder nominieren, noch verleihen, aber ich kann jedem meiner Leser eine Kauf/Downloadempfehlung ans Herz legen, wenn man literarische Klassiker als Hörspiel, mit der Technik von heute, was sicherlich für Wells eine Zeitreise gewesen wäre, gerne Ohrenkino liebt.

Und mit der Ausgabe 123 "Die Zeitmaschine", verabschiedet sich Titania Medien in eine kleine Sommerpause, um  ab dem 25. August 2017 mit einer weiteren Ausgabe von H.G Wells, aus dem Jahr 1898 und die Hörspieladaptation "Der Krieg der Welten" zu bescheren.

Vorschau auf Krieg der Welten ab August


Hörprobe: Die Zeitmaschine






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