jueves, 26 de octubre de 2017

Gruselkabinett Folge 129: "Manor"



Manor
Autor: Karl Heinrich Ulrichs
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Geistergeschichte / Schauerromantik
Laufzeit: ca. 47Minuten
Verfügbarkeit: CD / Download
ISBN: 978-3-7857-5561-7

Klappentext:

Auf einer der windumtosten Färöer-Inseln fassen Har und Manor zur heidnischen Zeit eine tiefe Zuneigung zueinander, die auch über den Tod hinaus noch fortbestehen wird...

Handlung:

In einem rauen Sturm, kentert das Fischerboot des aus Strömö stammenden 15 jährigen Har und dessen Vater an den Klippen von Wagö, einer der vielen, kleinen Inseln der Färöer, weit vor der Christianisierung durch irische Mönche. Ein junger Schiffer der Insel Wagö sieht das Unglück und stürzt sich in die Fluten und zwischen die Klippen, um jungen Har zu retten. Manor bringt Har wenig später zurück auf dessen Heimatinsel Strömö zu dessen Mutter Lära. Nach einigen Tagen wird der Leichnam von Hars Vater an die Insel geschwemmt.
Zwischen dem 15 jährigen Har und dem 21 jährigen Manor beginnt eine Freundschaft, die zu einer sanften Liebe wird und so besucht Manor seinen Freund Har regelmäßig und setzt mit seinem Ruderboot über auf die andere Insel oder durchschwimmt den Sund. Har steht immer voller Erwartung an der Küste und winkt ihm zu, bis Manor aus den Fluten steigt.
Die jungen Männer schmieden Pläne, auf einen Walfänger anzuheuern, um auch durch die Arbeit nicht getrennt sein zu müssen. Als sich die Chance bietet und ein Schiff junge Männer sucht, heuert Manor für eine zweimonatige Reise an und teilt auch Har mit, dass diese noch einen Schiffsjungen suchen. Hars Mutter Lära ist jedoch gegen die Reise aus Angst und Sorge um ihren Sohn, da nach dem Tod des Vaters nur noch ihn hat. Beide Jungen verstehen die Bedenken der Mutter und so fährt Manor alleine zur See, mit dem vorherigen Versprechen, aufeinander zu warten. 

Nach den zwei Monaten kehrt Manor zurück und Har steht freudig winkend am Ufer. Der aufkommende Sturm lässt auch dieses Schiff an der rauen Küste zerschellen und Har muss hilflos mitansehen, wie sein Freund in den Fluten verschwindet und umkommt.
An der Küste bergen die Inselbewohner die Leichen, um diese zu begraben. Har hilft mit und identifiziert seinen Freund Manor, worüber er weinend zusammenbricht, den Leichnam umarmt, küsst und sich nicht von ihm trennen mag, dennoch muss Manor beerdigt werden.

Verschlossen in seiner Trauer und wütend auf die heidnischen Götter, dass er die Liebe seines Lebens verloren hat, legt er sich in sein Bett und findet dennoch keine Ruhe. Da nimmt er plötzlich etwas an seinem Fenster war; eine Gestalt...
Manor schlüpft durch das Fenster und steigt zu seinem Freund ins Bett und kuschelt sich an ihn. Im Liebesspiel der Küsse beisst Manor sanft seinen Freund in die Brust der Herzgegend und trinkt von seinem Blut. Und so kommt Manor in jeder Nacht, mit Ausnahme der Vollmondnächte...

Kein Fluch des Blutes oder die Abwendung von den Göttern haben Manor einen Wiederkehrer werden lassen, sondern die unsterbliche Liebe der beiden Männer haben den Tod und Manors Dünengrab überwunden, wo Har bereit ist, Manor zu folgen....

Rezension:

Für meine Follower hat nun das Warten ein Ende, die ganz gespannt, sowohl auf das Hörspiel, als auch auf meine Rezension sind. Und ja, ich war auch mehr als gespannt, als ich schon die Ankündigung las, dass Manor als Hörspiel umgesetzt wird und wie sie an die Thematik herangehen.

Mit "Manor" und der Gruselkabinett Folge 129, widmet Titania Medien dem homosexuellen Vorkämpfer ein Karl Heinrich Ulrichs aus Ostfriesland,  die Vertonung einer Kurzgeschichte aus dem Jahr 1885, aus der Publikation mit Kurzgeschichten "Matrosengeschichten. Sulitelma. Atlantis. Manor. Der Mönch von Sumbö".

Wie schon an dem Cover, dem Klappentext und meiner Darstellung der Handlung erahnen lassen, handelt es sich hierbei um eine bittersüße, homoerotische Schauerromantik, die Titania Medien mit einer liebevollen Hingabe umgesetzt hat.

Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben auch hier wieder nichts dem Zufall überlassen und ein perfektes Hörspiel herausgebracht. Mit viel Liebe zum Detail ist mal wieder die Musik ausgesucht worden, sowie eine wirklich tolle Geräuschkulisse von Wind, Wellen und Meer. Wer, wie ich, am Meer aufgewachsen ist und das Meer ebenso sehr liebt, wie ich, weiß was ich meine, denn hier schließt man die Augen und man riecht das Wasser, das Salz und spürt den Wind, der über die Dünen und das Dünengras weht.

Ebenso schön und so völlig unerwartet ist das Geräusch, was verwendet wird, wenn Manor den Sund überquert und der völlig verängstigte Fischer etwas auf dem Meer entdeckt, was er nicht zuordnen kann. Achtet mal auf dieses Geräusch. Es lässt einen schon ein wenig frösteln, weil auch erst hinterher, durch den Fischer und dem Erzähler gesagt wird, was der Grund des Geräuschs ist.
Die Musik ist ebenso der Geschichte der Vorchristianisierung und der Geschichte angepasst und bedient moderne Elemente des Pagan und Neoklassik. 

Die ruhige Stimme von Peter Weis führt auch hier als Erzähler mit sanfter Erzählstimme durch die Geschichte und die doch recht wenigen Sprechparts sind mit Tom Razco als Har und dem bekannten Schauspieler Louis Friedemann Thiele als Manor grandios besetzt. Beide kommen durch ihre Stimmen jugendlich frisch daher, ohne jedeoch der sehr weit zurückliegenden Geschichte einen modernen Touch zu geben, sondern halten sich schauspielerisch und sprecherisch perfekt in das Zeitgeschehen und die Sprechweise. Die homoerotischen "Szenen" wirken ganz und gar nicht aufgesetzt und schon gar nicht billig oder als wüssten Sie nicht genau, wie sie es durch mögliche Hemmungen umsetzen sollten, sondern das absolute Gegenteil ist der Fall. Man nimmt den beiden Sprechern die sich sanft anbahnende Liebe und die Erotik, die nicht durch Lust aufeinander getrieben sind, sondern echte und aufrichtige Liebe füreinander empfinden, selbst wenn sie sich, mit dem Stil der Auslassung, erotisch begegnen und küssen.
Man möchte Tom Razco nahezu stützen und trösten, wenn dieser vor Manor in unendlicher Trauer zusammenbricht und ebenson das Ende der Geschichte, die einem die Tränen in die Augen treibt, wie diese beiden Sprecher es umgesetzt haben, was an bittersüßer Schmerz nachzuempfinden ist.

Auch die Nebenrollen sind perfekt besetzt mit Monica Bielenstein als trauernde Witwe und sorgenvoller Mutter um ihren einzigen Sohn Har, besonders dann, wenn sie Hars Veränderung wahrnimmt, seine Zurückhaltung und Verschlossenheit und ihr Flehen in einer ganz bestimmten Situation, die jetzt nicht spoilern möchte.

Die Grande Dame der Hörspielszene, Dagmar von Kurmin ist ebenso als Sprecherin in der Geschichte vertreten, wenn auch nur mit einer kleineren Sprechrolle, die aber ein ungeheures Gewicht als Weise Frau des Dorfes, die mittels Runensteinen Weissagen kann, auf den Verlauf zwischen Manor und Har hat, die beiden, jungen Männer voneinander zu trennen. Aber das macht sie als Hexe und Seherin der alten Religion mit so einer Inbrunnst, jedoch ohne Effekthascherei oder übertriebener Dramatik. Dagmar von Kurmin kann es einfach, eine authentische Szenerie der Situation entsprechend, der Geschichte und der Thematik zu transportieren und zeigt, ohne steril zu wirken, wie wichtig Professionalität und Schauspiel, auch in Nebenparts, im Hörspiel sind.

Alles in allem ein wunderschöne Glanzstück unter den Hörspielen, was auch seinen eigenen Charme gerade durch die Homoerotik hat und daher auch mal aus dem Rahmen der üblichen Clichées fällt, mit dem sonstigen, üblichen, verführerischen Geisterfrauen oder rachsüchtigen und bösen Geistmännern.
Mir gefiel die Geschichte auch daher, da es eben nicht die übliche Vampirgeschichte ist, mit Biss, Bluttausch und Wandlung, sondern hier die Liebe zweier Menschen im Vordergrund steht.

Ob der Zeitpunkt hier bewusst gewählt wurde, im Jahr als Deutschland die Ehe gleichgestellt hat, weiß ich nicht und möchte ich die beiden Macher auch nicht fragen, dennoch bin ich mir sehr sicher, dass auch das Hörspiel Manor den Sprung in die Bestsellerlisten schaffen wird und auch so einen kleinen Teil zur Akzeptanz von homosexueller Liebe sicherlich beitragen wird, denn Liebe ist Liebe.

Ich wünsche allen Hörerinnen und Hörer bei diesem Hörspiel eine wunderbare Unterhaltung einer Schauerromantik.



Hörprobe: Manor




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