miércoles, 20 de diciembre de 2017

Sherlock Holmes Folge 32 „Der Griechische Dolmetscher“





Autor: Sir Arthur Conan Doyle/Hörspielskript Marc Gruppe
Label: Titania Medien
Genre: Hörspiel, Krimi
Laufzeit: ca. 55 Minuten
Audio CD (24. November 2017)
Anzahl Discs/Tonträger: 1
Verfügbarkeit: CD/Download
ISBN:978-3-7857-5547-1



Klappentext:


Zu Dr. Watsons großer Überraschung erfährt er, dass Sherlock Holmes einen Bruder namens Mycroft hat, dessen Geistesgabe, nach Angaben des Meisterdetektivs, die seinen sogar noch übertreffen! Mycroft Holmes macht die beiden Bewohner der Baker-Street 221b im Diogenes-Club mit einem Nachbarn bekannt. Mr. Melas ist Dolmetscher für die griechische Sprache und hat von sehr seltsamen Ereignissen zu berichten...



Vorwort:


Liebe Freunde des Hörspiels, liebe Holmes Fans, das Jahr neigt sich dem Ende zu und diese Holmes Episode wird für dieses Jahr die letzte sein, bevor Titania mit Sherlock in eine kleine Pause geht, um die Reihe dann im Frühjahr 2018 fortzuführen. Aber keine Sorge, Titania wird uns und unsere Ohren nach ihrer verdienten Winterpause mit wunderbaren Hörspielen versorgen und soviel vorab, für die Holmes Fans unter euch werde ich die ein oder andere Episode aus der Titania Krimi Klassiker Reihe aufgreifen und so die Zeit versüßen.

Aber genug der kleinen Ausblicke, denn hier geht es ja vorrangig um den Griechischen Dolmetscher. Ich persönlich mag diese Folge sehr, denn diese Episode hält eine Überraschung bereit, die für den Charakter Holmes eine kleine Sensation bedeutet und ist recht umfangreich, aber lest/hört selbst 😊



Handlung:


An einem Sommernachtmittag, bei Tee in der berühmten Baker Street 221b, diskutieren Holmes und Watson über die Vererbbarkeit von besonderen Begabungen. Uneins in ihren Meinungen – Holmes vertritt die Ansicht, dass eindeutig die Vererbung eine große Rolle spielt, Watson dagegen, dass besondere Talente, so auch Holmes Begabung für das Deduzieren, den eigenen Bemühungen seit Jugend zu verdanken sei. Um seine Theorie zu bekräftigen, schildert Holmes einen Einblick aus seiner Herkunft und Familie. So erfahren wir, dass seine Ahnen Englische Landedelleute waren, seine Großmutter eine Schwester eines Französischen Künstlers war und dass sein Bruder, Mycroft Holmes, ja, ihr lest richtig, Holmes hat einen lebendigen Bruder, die besondere Gabe des Deduzierens und den Holmes typischen Scharfsinn im größeren Maße als er selbst geerbt hat.

Sichtlich überrascht, so hielt Watson ihn doch für einen Waisen, wie wir alle vermutlich, den letzten seiner Familie, erfragt er weitere Details über Mycroft Holmes. Des Abends beschließen die beiden Freunde Holmes Bruder einen Besuch abzustatten, in einem Club, in dem Mycroft des häufigeren verkehrt, dem Diogenes-Club, der schon fast wieder in Anti-Club ist, weil er die clubunfähigsten Gentlemen der Stadt beherbergt und Konversation in höchstem Maße unerwünscht und untersagt ist, außer ein einem bestimmten Raum, wo Flüsterton gestattet ist.

Dort im Diogenes-Club wird Watson auch gleich Zeuge eines Deduzierduells zwischen Sherlock und seinem Bruder und kann nunmehr erstaunt zusehen, wie die beiden Brüder sich gegenseitig übertreffen und er selber, wie so oft, unwissend ist. Der nächste Fall für den Meisterdetektiv lässt natürlich auch nicht lange auf sich warten. So stellt Mycroft den Griechischen Dolmetscher Mr. Melas vor, der sich mit seinem Problem an Mycroft gewandt hatte. Zwei Herren, Mr. Harold Latimer und Wilson Kemp waren auf die Übersetzungsdienste von Mr. Melas angewiesen und entführten ihn zu diesem Zweck in ein abgelegenes Anwesen, wo er Zeuge einer schauderhaften Situation wurde. Ein offensichtlich nur Griechisch sprechender Mann, der gegen seinen Willen in dem Anwesen gefangen und gequält wurde, sollte mit Hilfe der Sprachkenntnisse von Mr. Melas unter Druck gesetzt werden, um seine Einwilligung zur Unterzeichnung bestimmter Dokumente zu geben. Unbemerkt der beiden Schurken, fragt der Dolmetscher den Gefangenen mit kleinen Zusatzfragen aus, wer er ist, wo sie sich befinden, um mehr über die Situation herauszufinden. Gerade als ihm der Durchbruch gelingen will und er entscheidende Informationen erhaschen könnte, betritt ungeplant eine junge Dame, Sophia Kratides, den Raum, die in enger Verbindung zu dem Gefangenen steht, aber augenscheinlich nichts von dessen Anwesenheit und Schicksal wusste. So löst sich die Situation auf, Mr. Melas wird unter scharfen Androhungen wieder hinfort gebracht und an einem ihm unbekannten Ort frei gelassen. Da ihm aber das Schicksal der jungen Dame und des Gefangenen nicht aus dem Kopf geht und am Herzen liegt, überwindet er die Angst vor den Drohungen und vertraut sich seinem Nachbarn, Mycroft Holmes an. Da Mycroft aber viel zu bequem ist und das Kriminalisieren seinem Bruder eher liegt, entschließt Sherlock sich dem Fall anzunehmen und so beginnt die weitere Geschichte und ein Wettlauf gegen die Zeit...



Rezension:


Der Griechische Dolmetscher ist wohl einer der besonderen Holmes Fälle. Zum einen, weil man einiges über das Privatleben von Sherlock erfährt, was Doyle sonst weitestgehend vermeidet und so im Dunkeln bleibt. So tritt sein Bruder Mycroft in den Kanon Erzählungen nur zwei mal auf und hier erfährt Watson überhaupt von seiner Existenz. Zum anderen unterscheidet sich die Story von den meisten anderen Holmes Fällen. Natürlich ist auch hier wieder der typische Scharfsinn vorhanden, spielt aber fast schon, bis auf die Anfangsszene beim Deduzierduell im Diogenes-Club, eine untergeordnete Rolle. In dieser Folge haben sie es mit gefährlichen Schurken zu tun, die auch nicht vor der Ausübung von Gewalt keineswegs zurückschrecken und da sie sich dem Fall angenommen haben, haben sich selber in akute Gefahr gebracht und so ist dies auch ein Hörspiel, welches sich durch eine stets ansteigende Spannungskurve auszeichnet und in einem dramatischen Höhepunkt gipfelt. Also eher Holmes untypisch, findet ihr nicht auch?

Marc Gruppe hat sich auch hier wieder eng an die originale Story gehalten und so fallen mir nur zwei Unterschiede auf. Direkt in der Anfangsszene wird im Original noch zusätzlich Sherlocks Einstellung gegenüber dem weiblichen Geschlecht geschildert, das hat Marc Gruppe weggelassen, was aber für die Story im Ganzen keinen Nachteil bedeutet. Der zweite Part, der hier im Hörspiel leicht anders als im Original dargestellt wird, befindet sich gegen Ende. Als die Gruppe der Ermittler sich Zugang zum Anwesen der Schurken Latimer und Kemp verschaffen will, verweist Doyle im Original darauf, dass Sherlock einen Revolver bei sich trägt und das Fenster wie ein Meisterdieb aufbricht, um Zugang zum Anwesen zu bekommen, sodass der anwesende Inspektor darauf hinweist, dass es ein Glück sei, dass Sherlock auf der richtigen Seite des Gesetzes stünde. Dadurch bekommt der Charakter etwas verwegeneres. Hr. Gruppe wählte hier einen anderen Weg. So entdeckt Sherlock im Hörspiel, dass das Fenster bereits geöffnet ist, was er dann mit einer gehörigen Portion Süffisanz gegenüber der Gruppe kund tut und so stellt Marc Gruppe Sherlock etwas weniger verwegen dar, dafür eher in seiner typischen Überlegenheit und mit was spöttischem Humor. Das Ende im Originaltext finde ich zu Abrupt. Doyle handelt dies in ein paar kurzen Sätzen ab, indem er die Notizen von Watson niederschreibt. Marc Gruppe hat daraus Dialoge geschrieben, indem er die Ermittlergruppe nochmals zusammenkommen lässt. Wie gesagt, was mir bei Titania sehr gut gefällt, dass sie sich schon eng an die Vorlage halten, aber an den richtigen Stellen die richtigen Justierungen vornehmem. Das werdet ihr feststellen, wenn ihr die Originale kennt und in den Genuss der Hörspiele kommt.

Die Besetzung ist auch diesmal wieder erstklassig. Natürlich ist wieder das bekannte Duo Joachim Tennstedt (Holmes) und Detlef Bierstedt (Watson) mit dabei, in gewohnter Professionalität. Tennstedt klingt bei den Flüsterszenen im Diogenes-Club mit seinem Bruder fast schon vergnügt und man spürt die Freude, die es ihm macht, sich mit seinem Bruder Mycroft auszutauschen. Bierstedt leistet diesmal ganze Arbeit, indem er seine pure Verwunderung ausdrückt, sich verschluckend an feinem Englischen Tee, ein doch so elementares Detail über seinen Freund erst jetzt zu erfahren, wechselnd hinzu Britischer Empörtheit, nicht schon eher informiert worden zu sein, köstlich, dass man fast denken könnte Detlef Bierstedt habe Englische Wurzeln :-)

Mycroft Holmes, ein gemütlicher, stattlicher und übergewichtiger Mann, wird von Thomas Balou Martin gesprochen und ich bin mir fast sicher, dass ihr seine Stimme kennt, aus Film und Fernsehen und selbst, wenn ihr noch kein Hörspiel gehört habt, dann kennt ihr ihn als Schauspieler Deutscher Serien, wie zum Beispiel Tatort. Er lässt seine Stimme für Mycroft etwas dunkler und rauer klingen, wodurch man sich sehr gut bildlich einen gemütlichen und kräftigen Mann vorstellen kann, der seinen Bruder auch mal schelten kann. Der Griechische Dolmetscher wird hier von Georg Tryphon eingesprochen. Wenn ihr die Werke von Loriot kennt, dann sollte euch seine Stimme daher bekannt vorkommen, unter anderem von Ödipussi. Und ich muss sagen, er landet mit seiner Arbeit eine Punktlandung. Mr. Melas (Der Griechische Dolmetscher) ist ein ängstlich wirkender Charakter, der sich von den Drohungen der beiden Schurken leicht beeindrucken lässt und mit jeder Silbe nimmt man ihm seine Vorsicht und Angst ab, sodass man schon Mitleid mit dem armen Kerl hat und in der Situation, in der er sich befindet. Das Duo der beiden Schurken wird von Timmo Niesner (Harold Latimer) und Helmut Winkelmann (Wilson Kemp) gesprochen. Timmo Niesner hat mich doch sehr überrascht und auch seine Stimme müsste euch auf jeden Fall bekannt sein. Er ist die Deutsche Synchronstimme von Frodo und so hatte ich für einen Bruchteil einer Sekunde das innerliche Bild vor Augen, dass Frodo in einer Droschke sitzend plötzlich garstig geworden ist und Mr. Melas bedroht. Wie gesagt, das hielt aber nur für eine Millisekunde an, denn Timmo legt eine Meisterleistung auf die Mikros mit seiner Vertonung. Ich war derart überrascht, vom dem Wechsel des sympathischen und höflichen Gentleman, mit leichtem Unterton in der Stimme, der nichts gutes erahnen lässt, man sich aber gut vorstellen kann, dass die arme Sophia Kratides auf seine Verführung und das Vortäuschen von Liebe hereingefallen ist, hin zum plötzlichen Kriminellen mit deutlicher Grobheit, sodass ich mich schon fast als Fahrgast in der Droschke sah, mit Entsetzen und Ungewissheit, wohin die Reise geht. Helmut Winkelmann spricht den zweiten Schurken, Wilson Kemp, der kein Geheimnis aus seiner Grobheit und Gewalt macht und das nimmt man ihm auch ab. Seine Stimme hat mich so manches mal während des Hörspiels erschaudern lassen, vor allem die Teile, wo er zur Untermalung so ein leicht dämonisches Lachen einsetzt. Ein absoluter Höhepunkt, der mich auch sehr mitgenommen hat, ist die Sprechleistung von Sascha von Zambelly und Annina Braunmiller-Jest. Sie sprechen das Griechische Geschwister Paar und wie ich schon ein einer anderen Rezension schrieb, kann Sascha von Zambelly mit seiner Stimme eine sehr breite Gefühlspalette darstellen. Die beiden spielen die Szene, als sie im Haus der beiden Schurken aufeinandertreffen so dramatisch, dass einem der Atem stockt. Lutz Reichert spielt wieder den Kommissar Lestrade, der diesmal eine kleine Rolle inne hat, ein wenig stotternd, aber im typisch Sherlock Holmes unterlegenen Stil.

Also abschließend muss ich sagen, dass dies eine absolut gelungene Hörspielproduktion von Titania ist. All die Vorzüge, die Titania ausmachen, sei es das Gespür von Marc Gruppe für ein stimmiges Skript, nah am Original, aber auch mal mit kleinen Feinheiten der Verbesserung, oder die Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die jede Szene super authentisch darstellt -alleine die Szenerie auf den Londoner Straßen, ihr werdet es lieben- bis zur Auswahl und Leistung der first class Sprecher, könnt ihr hier hören, ein wirklich gelungenes und empfehlenswertes Hörspiel, auch für nicht Holmes Fans, wie ich finde.

Ich wünsche euch wie immer viel Spaß auf den Ohren, bis zum nächsten Jahr, wenn die Holmes Winterpause vorbei ist.

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